Schönbrunn 1936 - 1955

01/11/2012 21:30

Schönbrunn 1936 - 1955

1936

Schon 1936, während der Ersten Republik, war Schönbrunn in zwei Bereiche unterteilt. Das Areal hinter der Gloriette wurde als Baugrund für die „Dollfuß (Gedächtnis) Führerschule“ benützt und vom Rest Schönbrunns abgetrennt. Die österreichische Jugend, sowohl Mädchen als auch Burschen, sollte dort nach den Wünschen der autoritären Regierung der Ersten Republik erzogen und zu Jugendführern ausgebildet werden.

Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wurde die Kaserne Wien-Schönbrunn, später Fasangarten-Kaserne und heute als Maria-Theresien-Kaserne bekannt, fertiggestellt. Dies machte Schönbrunn zu einem legitimen Ziel alliierter Bomber.

1939

Nach dem Anschluss Österreichs an das Dritte Reich wurde Schönbrunn der neu geschaffenen zentralen „Verwaltung der Schlösser“  unterstellt.

1939, zu Beginn des Zweiten Weltkrieges, wurden die Nebengebäude des Schlosses (Hofküchentrakt, Stallungen) zur Lagerung von Getreide verwendet. Die Schauräume waren der Öffentlichkeit zugänglich, mit Ausnahme den Bürgern jüdischer Herkunft, denen selbst das Betreten des Schlossparks nicht erlaubt war.

Mit dem Fortschreiten des Krieges wurde es äußerst schwierig, das Schloss zu verwalten (Wehrpflicht). Gegen Ende 1943 waren Führungen auf Grund des Personalmangels nicht länger möglich.

Die wertvolle Ausstattung der Schauräume wurde 1943 entfernt und zum Schutz in den Kellern der Hofburg verstaut oder, wie viele andere Kunstwerke aus den Wiener Museen, in die Salzbergwerke bei Hallein und Altaussee - nach Salzburg, in die Steiermark bzw. nach Oberdonau (*) gebracht.

* Der Begriff Oberdonau wurde zu Zeiten der Ostmark (1938-1945) benützt und entspricht im Wesentlichen Oberösterreich.

Die kulturellen Höhepunkte während der Kriegsjahre waren die KdF-Konzerte (Kraft durch Freude), die im Ehrenhof und in den Gärten auf der Südseite des Schlosses gegeben wurden. Viele Veranstaltungen wie z.B. Bälle und Empfänge fanden in den Empfangsräumen und der Großen Galerie des Schlosses statt. Schönbrunn bildete auch die Kulisse für Filme wie „Tanz mit dem Kaiser“ und „Wiener Mädeln“.

Der Schönbrunner Tiergarten wurde stark in Mitleidenschaft gezogen, da für die Tiere nicht genügend Futter beschafft werden konnte. Außerdem war es nicht länger möglich, exotische Tiere aus Übersee einzuführen. Das und die Luftangriffe führten dazu, dass die Zahl der Tiere von 1938 bis 1945 enorm zurückging.

Gegen Ende des Jahres 1944 wurde Schönbrunn zum Ziel alliierter Bomber. Die Kleine Gloriette wurde beschädigt und mehrere Bomben zerstörten das Schwimmbad und andere Bauwerke in diesem Bereich des Parks.

1945

Im Februar 1945 wurde der Gardetrakt neben dem Haupteingang während eines solchen Angriffs zerstört. Das Hauptgebäude wurde ebenso getroffen. Glücklicherweise explodierte die Bombe nicht, schlug aber ein riesiges Loch von 25 Metern Durchmesser in die Mitte des Gebäudes neben der Ovalstiege und blieb zwischen dem Deckenfresko der Großen Galerie und dem darüber liegenden Stockwerk stecken.

Zwei Tage später hinterließ ein weiterer schwerer Luftangriff 269 Bombentrichter. Die meisten Bomben fielen in den Park und legten die Nebengebäude in Schutt und Asche. Der Kavaliertrakt, das Restaurant, die Ostseite der Gloriette, das große Palmenhaus sowie das Sonnenuhrhaus erlitten allesamt schwere Schäden. Der Tiergarten wurde ebenfalls getroffen aber glücklicherweise blieben die historischen Gebäude der alten „Menagerie“ zum größten Teil unversehrt. Während dieses Angriffs wurde auch das Schlosstheater leicht beschädigt.

Nachdem die Alliierten in Wien einmarschiert waren, übernahmen russische Truppen die Kontrolle über Schönbrunn und errichteten ihre Generalkommandantur in den Büros der Tiergartenverwaltung. Der russische Kommandant half die Schwierigkeiten des Tiergartens zu lösen, indem er für die wenigen noch vorhandenen Tiere das dringend benötigte Futter beschaffen ließ.

Wien war in fünf militärische Sektoren geteilt.

Die Innenstadt war der so genannte internationale Sektor, in welchem die Verwaltung jeden Monat von der einen auf die andere alliierte Macht überging.

Später, im September 1945, bezog die britische Generalkommandantur das Schloss und benützte den ersten Stock (die Empfangsräume) und andere Räumlichkeiten im Erdgeschoß sowie einige der Nebengebäude als ihr Hauptquartier. Der britische Generalstab sowie eine Abteilung der britischen Streitkräfte mussten untergebracht werden und deshalb erhielten einige der Schlossbewohner im Juli 1945 einen Räumungsbescheid.

Vor dem Hauptgebäude wurde auf dem damaligen Fußballplatz ein Flugfeld errichtet (APCOA Parkplatz).

Während der folgenden Jahre, als das Schloss von den britischen Streitkräften besetzt war, blieben die Schauräume und die Empfangsräume für die Allgemeinheit geschlossen.

Bald nach dem Krieg begannen die Reparaturarbeiten in Schönbrunn. Das Hauptgebäude wurde sofort wieder instand gesetzt, doch dauerte es bis in die 1950er Jahre, bis auch die Sanierung der Nebengebäude abgeschlossen war.

In den Jahren 1945-1975 wurde für die Restaurierung des Schlosses die riesige Summe von 400 Millionen Schilling ausgegeben. Die Verantwortung für Schloss Schönbrunn lag zu dieser Zeit beim Ministerium für Handel und Wiederaufbau.

1946

Die britische Militärparade (Tattoo) 1946 in Schönbrunn

Das Wort Tattoo hat seinen Ursprung in den holländischen Wörtern „Doe den taptoe“ („Dreh die Hähne zu“). Bei dem britischen Militärsignal „Tattoo“ handelte es sich ursprünglich um einen Trommelschlag, der jeden Tag spätabends die Soldaten rechtzeitig zum „Zapfenstreich“ und „Licht aus“ in die Kasernen zurückrief und das Zudrehen der Bierhähne in den Wirtshäusern befahl. Dies entwickelte sich langsam zu einer zeremoniellen Aufführung von Militärmusik durch Kapellen.

In den letzten Jahren wurden die Paraden besonders wegen Veranstaltungen, wie dem berühmten Edinburgh Military Tattoo bekannt, welches jedes Jahr auf der Burg Edinburgh abgehalten und von etwa 200.000 Menschen besucht wird.

Die britische Armee hat schon immer solche Musikparaden abgehalten, und zwar für gewöhnlich in London, wo man auftreten, sein Können zur Schau stellen und große Zuschauermengen anziehen konnte.

Das Parade hat sich über die Jahrhunderte hinweg von den Fyffes and Drums zu Zeiten Oliver Cromwells bis zu den Militärkapellen, besonders der Brigade of Guards, welche auf der ganzen Welt auftreten, gewandelt.

Im Jahr 1946 fand im Blumenparterre von Schloss Schönbrunn eine britische Wohltätigkeitsparade statt. Dieses so genannte „Searchlight Military Tattoo“ fand seinen Höhepunkt in einem großen Feuerwerk.

Die Einnahmen von mehr als 400.000 Schilling wurden dem Wiener Bürgermeister Theodor Körner überreicht. Mit diesem Geld konnte die Stadt Wien 2.400 Kindern einen sechswöchigen Aufenthalt in einem Ferienort finanzieren.

In den folgenden Jahren hielten die Briten immer wieder ähnliche Veranstaltungen zugunsten von Kindern ab.

1948

1948 wurde das britische Hauptquartier in einen Militärstützpunkt (Fasangarten-Kaserne) hinter der Gloriette verlegt, der von den britischen Streitkräften bereits seit 1945 benutzt wurde. Das Schloss selbst wurde der Österreichischen Bundesregierung zurückgegeben, doch die britische Telefonzentrale blieb bis in die 1950er Jahre dort.

Die Schauräume des Schlosses Schönbrunn wurden am 4. September 1948 wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

1955

Nach der Unterzeichnung des Staatsvertrages im Schloss Belvedere am 15. Mai 1955 war das Schloss Schönbrunn der Ort für einen der wichtigsten Regierungsempfänge jener Zeit.

Die vier Außenminister der Besatzungsmächte Wjatscheslaw Molotow, Harold Macmillan, John Foster Dulles und Antoine Pinay trafen gemeinsam mit ihren Delegationen und führenden Politikern jener Zeit die Vertreter der österreichischen  Bundesregierung und Bundespräsident Dr. Theodor Körner.

Der Zeremoniensaal stand den wichtigsten Gästen (80 V.I.P.‘s) zur Verfügung, die Empfangsräume waren für die anderen 1.200 geladenen Gäste reserviert.

So wie bei allen in den folgenden Jahren stattfindenden Empfängen, waren der Neptunbrunnen und die Gloriette beleuchtet.

Bei solchen Veranstaltungen wurde der Ehrenhof bis in die 1980er Jahre als Parkplatz für mehr als 300 Autos verwendet.

 

Schönbrunn 1936 - 1955

1936

As early as 1936, during the 1st Republic of Austria, Schönbrunn was divided into two sections. The area behind the Gloriette was taken away from the rest of Schönbrunn and used as a site for the building of a large complex, the ‘Dollfuß (Gedächtnis) Führerschule’ (Dollfuss Memorial Elite School). The youth of Austria, both boys and girls, were to be brought up in the way of the authoritarian government of the first Republic and trained as Youth-Leaders.

After the annexation of Austria (Anschluss) by the German Third Reich, the Kaserne Wien-Schönbrunn, later Fasangarten-Kaserne, and now known as the Maria-Theresien-Kaserne, was completed. This made Schönbrunn a legitimate target for the allied bombers during the Second World War.

1939

After the annexation of Austria by the German Third Reich, Schönbrunn was placed under the control of the newly formed centralised ‘Verwaltung der Schlösser’ (Palace Administration Office).

In 1939, at the start of the Second World War, the outbuildings of the Palace (Hofküchentrakt and Stables) were used for the storage of wheat. The Imperial Apartments were open to all the public except Jews, who were not even allowed to enter the grounds of the Palace.

As the war progressed it became very difficult to maintain the Palace (Wehrpflicht - compulsory military service). Towards the end of 1943 tours were no longer possible due to lack of staff.

The valuable contents of the Imperial Apartments were removed in 1943 and stored for safe-keeping in the cellars of the Hofburg or, like many other works of art belonging to the museums of Vienna, in the salt mines at Hallein and Altaussee - in Salzburg, Styria and *Oberdonau.

* The term ‘Oberdonau’ was used during the Ostmark (1938-1945) and roughly corresponds to Upper Austria.

The cultural highlights during the war years were in the form of KdF-Concerts (Kraft durch Freude) held in the main courtyard (Ehrenhof) and in the gardens on the south side of the Palace. Many events, such as balls and receptions, took place in the reception rooms and the Great Gallery of the Palace. Schönbrunn was also used for the making of films such as ‘Tanz mit dem Kaiser’ and ‘Wiener Mädeln’.

During the war Schönbrunn Zoo ‘Tiergarten’ suffered greatly as it was unable to supply sufficient food for its animals and could no longer import exotic animals from overseas. This together with the air raids led to an enormous reduction in the number of animals in the zoo between 1938 and 1945.

Towards the end of 1944 Schönbrunn became a target for allied bombers. The Little Gloriette was damaged and several bombs destroyed the swimming pool and other buildings in that area of the park.

1945

In February 1945 the ‘Gardetrakt’ (Guards Wing) next to the main gate was destroyed during one of these raids. The main building was also hit. Fortunately the bomb failed to explode, but it tore an enormous twenty-five metre hole in the centre of the building adjacent to the ‘Ovalstiege’ (Oval Staircase) and became wedged between the ceiling fresco of the Great Gallery and the floor above it.

Two days later another heavy air raid left 269 bomb craters. Most of the bombs fell into the park leaving the outbuildings in ruins. The ‘Kavaliertrakt’ (Cavalry Wing), the Restaurant, the east side of the Gloriette, the large ‘Palmenhaus’ (Palm House) and ‘Sonnenuhrhaus’ (Sundial House) were all badly damaged. The Zoo was also hit, but fortunately most of the historical buildings in the old ‘Menagerie’ remained intact. During this raid the Palace Theatre was slightly damaged.

After the allies entered Vienna, Russian Forces took control of Schönbrunn and installed their General-Command in the main offices of the Zoo (Tiergartenverwaltung). The Russian Commander helped to solve the problems of the Zoo by supplying much needed food for the few remaining animals.

Vienna was divided into five military sectors.

The inner city was the so-called international sector, the administration of which changed once a month from one of the allied powers to the other.

Later, in September 1945, the British High-Command moved into the Palace, using the first floor (Reception rooms) and other rooms on the ground floor together with some of the outbuildings, as their headquarters. The British General-Staff and a division of the British armed forces needed accommodation, so in July 1945 some of the tenants received notice to quit their rooms.

An airfield was constructed on the then football field in front of the main building (APCOA Car Park).

Throughout the following years, whilst the Palace was occupied by the British Forces, the Imperial Apartments and Reception Rooms remained closed to the general public.

Repairs to Schönbrunn began soon after the war. The main building was immediately restored but it took until the 1950s to complete the outbuildings.

During the years 1945-1975 the enormous sum of 400 million Austrian Schilling was spent on the rebuilding and refurbishment. The Federal Ministry of Trade and Reconstruction (Bundesministerium für Handel und Wiederaufbau) carried the responsibility for Schönbrunn Palace during this time.

1946    

The British Military Tattoo in Schönbrunn 1946

The word Tattoo is derived from the Dutch “Doe den tap toe” (Turn off the taps). The British army military signal ‘Tattoo’ was a drum beat late each evening, which was a signal to soldiers that they should return to the barracks in time for ‘Last Post’ and ‘Lights Out’, and the beer taps in the taverns should be turned off. This slowly developed into a ceremonial performance of military music by massed bands.

In recent years the parades have become well-known due to events such as the famous Edinburgh Military Tattoo which is held in Edinburgh Castle and  attended by some 200 000 visitors each year.

The British Army has always held Tattoos, usually in London, where they can perform, show their expertise and attract large crowds of visitors.

The Parade has changed over the centuries from the Fyffes and Drums in the days of Oliver Cromwell to the Regimental Bands, particularly the Brigade of Guards, who perform all over the world.

In 1946 a British Charity Parade took place in the main gardens of Schönbrunn Palace. This so-called Searchlight Military Tattoo climaxed with a large firework display.

The amount raised was more than 400 000 Austrian Schilling, which was presented to the major of Vienna, Theodor Körner. This money enabled the city of Vienna to finance a six-week holiday for 2 400 children at a holiday resort.

The British continued holding similar activities for the benefit of children in the following years.

1948

In 1948 British Headquarters moved into a military complex (Fasangarten-Kaserne) behind the Gloriette, which had been used by British forces since 1945. The Palace itself was given back to the Austrian Government but the British Telefone Exchange remained situated in the palace until well into the 1950s.

The Imperial Apartments of Schönbrunn were re-opened to the general public on the 4th September 1948.

1955

After the signing of the State Treaty in the Belvedere Palace on the 15th May 1955 the Palace of Schönbrunn became the chosen venue for one of the most important government receptions of those years.

The four foreign ministers of the occupying forces; Wjatscheslaw Molotov, Harold Macmillan, John Foster Dulles and Antoine Pinay together with their delegations and other leading politicians of the day met the members of the Austrian Federal Government and the Austrian Federal President Dr. Theodor Körner.

The ‘Zeremoniensaal’ (Ceremonial Hall) was used for the main guests (eighty V.I.P.'s), the Reception rooms were set aside for the other 1 200 invited guests.

The ‘Neptunbrunnen’ (Neptune Fountain) and the Gloriette were floodlit as they were at all receptions in the following years

For such events the ‘Ehrenhof’ (Main Court Yard) was used until well into the 1980s as a car park for more than 300 cars.

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