Meine Art Geschichte zu erzählen - Die Geschichte von Schloss Schönbrunn

SCHÖNBRUNN


MEINE ART GESCHICHTE ZU ERZÄHLEN

 

DIE GESCHICHTE VON SCHLOSS SCHÖNBRUNN

 

Die Geschichte Schönbrunns geht auf die Kattermühle (Gattermühle) an den Beginn des 14. Jahrhunderts zurück, eine Zeit, in der die großen Weingärten und Besitzungen zwischen den Dörfern Hietzing, Penzing und Meidling an den flachen Ufern des Wienflusses zum Stift Klosterneuburg gehörten.
Die Kattermühle, eine Wassermühle, lag am so genannten Mühlbach, wo sich heute das Schloss befindet. Der Mühlbach war ein offen fließender, künstlicher Bach, der später in einem unterirdischen Tunnel aus Ziegelsteinen geführt wurde. Dieser Tunnel verläuft noch heute unter der Lichten Allee.

1529

Während der ersten Belagerung Wiens durch die Osmanen wurden die nahe der Kattermühle gelegenen Dörfer Hietzing und Penzing stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Mühle selbst, das Gut und seine Nebengebäude wurden dabei zerstört und die Kattermühle von nun an Katterburg (Gatterburg) genannt.
Der Name Katterburg gibt eindeutig den Eindruck einer Befestigungsanlage wieder, obwohl die zur Verfügung stehenden Quellen die Katterburg nie als solche beschreiben.

1569

Im Jahre 1548 kaufte Hermann Bayr (Bayer), der spätere Bürgermeister von Wien, das Anwesen um die Katterburg und machte daraus einen Herrensitz.
1569 erwarb Maximilian II. das große und sehr waldreiche Anwesen, welches für die Aufzucht von einheimischem Wild sowie Wildvögeln äußerst geeignet war. Später vergrößerte er den Herrensitz und alle Nebengebäude, Ställe, Gärten und Obstgärten. Der Ausbau des Anwesens dauerte mehrere Jahrzehnte und schließlich wurde die Katterburg zu einem großen Jagdschloss und einer Residenz mit Gärten und einem Wildareal. Der die Katterburg umgebende Wienerwald war ideal für Jagdausflüge und der bewaldete Hügel, das so genannte Gatterholz, wurde als Wildgehege genutzt.

1612

Um das Jahr 1612 nutzte Kaiser Matthias das Anwesen für Jagden. Matthias blieb kinderlos und musste folglich seinen Cousin Ferdinand als Thronfolger einsetzen.
Kaiser Ferdinand II. und seine Frau benützten die Katterburg für Jagdausflüge und liebten die Annehmlichkeiten des riesigen Anwesens, besonders was das Reiten und die Jagd betraf. Nach Ferdinands Tod 1637 residierte seine Witwe Eleonora von Gonzaga viele Jahre lang in der Katterburg, wobei sie diese in eine großartige Residenz umwandelte, wo sie Gäste empfangen und ihr gesellschaftliches Leben genießen konnte. 1642 wurde das Gebäude unter dem Namen Schönbrunn bekannt.

Die Legende vom Schönen Brunnen

Nach einer Legende fand Matthias eine natürliche Quelle in den Wäldern nahe der Katterburg und war vom Geschmack des Quellwassers so überwältigt, dass er die Worte „Ei, welch schöner Brunn´!“ sprach. Das Wasser des „schönen Brunnens“ wurde danach verwendet, um den Bedarf des Hofes abzudecken und gab schließlich dem Anwesen seinen neuen Namen: Schönbrunn.
Die Wahrheit hinter dieser Legende ist weniger spektakulär und geht auf das erste Brunnenhaus zurück, das sich an diesem Ort befand und als „Schöner Brunnen“ bekannt war. Der Name ist sehr wahrscheinlich ein Hinweis auf das Design und die Pracht des ursprünglichen Brunnenhauses, welches 1771 durch ein neues ersetzt wurde. Der „neue“ Schöne Brunnen wird von der Figur der Egeria dominiert, welche eine Vase unter ihrem Arm trägt, aus der sie jenes Quellwasser gießt, das einst vom Wiener Hof so geschätzt wurde.

1683

Während der zweiten Belagerung Wiens hatten die Osmanen viele der zum Anwesen Schönbrunn gehörenden Gebäude zerstört. Leopold I. beauftragte daher den österreichischen Barockarchitekten Fischer von Erlach mit der Planung und dem Bau einer kaiserlichen Residenz für seinen Sohn Joseph.

1688

1688 legte Fischer von Erlach dem Kaiser seine ersten Pläne für die neue Residenz vor und begann 1696 mit dem Bau.
Die Residenz wurde zum Teil auf den noch bestehenden Fundamenten der Katterburg, die zuvor von den Osmanen zerstört worden war, errichtet.

1700

Im Jahr 1700 war der mittlere Teil der Residenz fertig gestellt und bezugsfertig, weitere Arbeiten wurden jedoch durch den Spanischen Erbfolgekrieg und die schlechte finanzielle Lage des Kaisers verzögert.

1705

Joseph I. war der erste Kaiser, der in diesem Gebäude lebte.
Nach dem Spanischen Erbfolgekrieg war Josefs Bruder Karl der nächste in der Erbfolge.

1728

Im Jahre 1728 erwarb Karl VI. die Residenz, wo er ausgelassene Jagdgesellschaften gab. Später ließ er das Anwesen auf seine Tochter Maria Theresia überschreiben. Sie mochte Schönbrunn sehr und zog es anderen Residenzen, wie etwa der Favorita oder Klosterneuburg vor.
Während der kommenden Jahre verlagerte ihr Vater, Karl VI., seine Interessen auf das Stift Klosterneuburg und konzentrierte sich auf den Umbau des gotischen Klosters. Der Kaiser versuchte das Kloster in ein Abbild des spanischen „Escorial“ zu verwandeln. Dieser „österreichische Escorial“ wurde aber nie vollendet.

1740

Im Jahre 1740 ernannte Maria Theresia Nikolaus Pacassi zum Hofarchitekten. Damit wurde eine neue Ära eingeleitet und schon bald begannen weitere Bauarbeiten.
Umfassende Veränderungen an den Innenhöfen sowie der Umbau des Ostflügels von Schönbrunn wurden vorgenommen.
Die „neue“ Kapellenstiege ermöglichte nun den Zugang zum ersten Stock, welcher für den Adel standesgemäß restauriert und eingerichtet und als Nobelétage bezeichnet wurde.

1746

Nach 1746 veränderte sich das Aussehen Schönbrunns langsam. Die Rampe, also der äußere Stiegenaufgang, der den Zugang zur Nobelétage ermöglichte, wurde abgerissen und durch eine zierlichere Rokoko-Freitreppe ersetzt.
Die Hauptgalerien im ersten Stock wurden zur Gänze abgerissen und so neu gestaltet, dass nun eine „Große“ Galerie und eine kleinere, gemütlichere Galerie mit Sicht auf die ausgedehnten Barockgärten entstanden. Der ehemalige Speisesaal (Kleiner Saal) wurde zu einem Stiegenaufgang (Blaue Stiege) umgebaut, um einen neuen Eingang zur Nobelétage zu bieten.
Die ursprünglichen Deckenfresken von Sebastiano Ricci aus den Jahren 1702/03 blieben erhalten und zeigen zusammen mit anderen Details wie den marmornen Türstöcken (Untersberg Marmor) bis heute den starken barocken Einfluss der ursprünglichen Residenz.
Nikolaus Pacassi war gezwungen seine Pläne zu erweitern, um mehr Raum für die Unterbringung der bereits im Wachsen begriffenen kaiserlichen Familie zu schaffen. Zwischen dem ersten und zweiten Stockwerk wurde eine „neue“ Etage eingezogen, um Wohnungen und andere Räumlichkeiten für den Hof bereitzustellen. Die Seitenflügel des Schlosses wurden an die Nebengebäude um den Innenhof herum angebaut und beherbergten hochrangige Offiziere und die Dienerschaft.
Schönbrunn war eine kaiserliche Residenz geworden und daher mussten weitere Nebengebäude errichtet werden, um für Diener und Angestellte eine große Zahl von kleinen Quartieren zu schaffen.
Das Schlosstheater wurde 1747 vollendet und ermöglichte der kaiserlichen Familie nicht nur den Genuss von Theater- und Opernaufführungen, sondern auch das Mitwirken an diesen.

1760

Die beiden „neuen“ Galerien wurden vollendet und im Jahr 1762 beendete Albert Bolla seine kunstvollen Stuckdekorationen. Zwischen 1760 und 1763 vervollständigte der italienische Maler Gregorio Guglielmi die Räume mit prächtigen Decken-Fresken.
Die im Süden an der Gartenseite befindlichen Gemächer wurden im Rokoko-Stil fertiggestellt und mit Spiegeln, Gemälden und asiatischem Porzellan verschönert.
Nach dem Tod ihres geliebten Mannes im Jahr 1765 ließ Maria Theresia die Räume im Ostflügel des Schlosses neu gestalten und einrichten. Franz Stephans Arbeitszimmer wurde als Gedächtniszimmer eingerichtet und mit dunklen Lacktafeln und schwarzen chinesischen Lackarbeiten dekoriert, weshalb es auch Vieux-Laque-Zimmer genannt wird.
Johann Wenzel Bergl wurde 1769 eingestellt, um die Räume im Erdgeschoß mit exotischen Landschaftsmalereien auszustatten, was er 1777 abschloss.
An den Wänden wurde Leinwand aufgebracht, was es dem Künstler möglich machte, die aufsteigende Feuchtigkeit zu verbergen, die in früheren Jahren jeden Versuch, die Räume zu dekorieren, zunichte gemacht hatte.
In ihren späteren Lebensjahren konnte Maria Theresia die kühleren Räume im Erdgeschoß - die „Bergl-Zimmer“ - an heißen Sommertagen nutzen.

1792

Während der Regierungszeit Franz II./I. war Schönbrunn das Zentrum europäischer Politik.
Napoleon besetzte Wien im Jahr 1805 und später erneut 1809 und benutzte Schönbrunn als sein Hauptquartier.
Österreich besiegte Napoleon im Mai 1809 in der Schlacht bei Aspern, erlitt jedoch in der Schlacht von Wagram im Juli desselben Jahres eine militärische Niederlage und war gezwungen im Oktober 1809 den Frieden von Schönbrunn zu unterzeichnen.

1814

1814-15, nach den napoleonischen Kriegen, nahmen die Vertreter beinahe aller europäischer Großmächte am Wiener Kongress in der Absicht teil, die politischen und territorialen Grenzen Europas neu festzulegen. Das führte zu einer raschen Restaurierung der Räume des Schlosses Schönbrunn für die anstehenden Feierlichkeiten.

1817

Die Fassadendekorationen des Schlosses wurden zwischen 1817 und 1819 stark verändert, als Hofarchitekt Johann Aman einen großen Teil der Barock- und Rokokodekorationen von der Fassade entfernte. Das veränderte das Aussehen der Fassade des Schlosses gewaltig und verlieh ihm schließlich das heutige Erscheinungsbild.
Der Fassadenanstrich zeigte damals eine kontrastierende Kombination von zwei unterschiedlichen sehr hellen Grautönen (grüngrau und steingrau).

1848

Franz Joseph zog in den Westflügel des Schlosses und ließ seine privaten Wohnräume völlig neu renovieren und dekorieren. In Vorbereitungen auf seine Heirat mit Elisabeth im Jahr 1854 mussten einige der bestehenden Wohnräume für seine zukünftige Frau  adaptiert werden. Nach ihrer Hochzeit und der Geburt ihrer ersten Kinder wurden einige der im Erdgeschoß befindlichen Räume vollständig restauriert und zu Gemächern für Gisela und Rudolf.
Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Große Galerie und die Kleine Galerie umfassend restauriert. Der ursprüngliche Stuck und der Kunstmarmor aus der Zeit Maria Theresias wurde durch neue, extravagante vergoldete Stuckarbeiten ersetzt und die Wände bekamen eine Polierweißfassung. 
Die Kleine Galerie wurde erneut im Jahre 2000 restauriert, die Große Galerie 2012. Dies gab der Verwaltung von Schönbrunn die Möglichkeit, die alten, bald verbotenen Glühkerzen durch moderne LED–Beleuchtung zu ersetzen. 
Während der Regierungszeit Franz Josephs wurde der Fassadenanstrich erneut geändert und zum ersten Mal wurden zwei Gelbtöne verwendet. Diese Kombination von Hell- und Dunkelgelb wurde später als „Schönbrunner Gelb“ bezeichnet, welches im ganzen Kaiserreich gerne für Villen und Gebäude verwendet wurde.

1918

Das Schloss ging nach dem Ende der Monarchie in den Besitz der Republik Österreich über und wurde von der Schloßhauptmannschaft Schönbrunn verwaltet.

1936

Schon 1936, während der Ersten Republik, war Schönbrunn in zwei Bereiche unterteilt. Das Areal hinter der Gloriette wurde als Baugrund für die „Dollfuß (Gedächtnis) Führerschule“ benützt und vom Rest Schönbrunns abgetrennt. Die österreichische Jugend, sowohl Mädchen als auch Burschen, sollte dort nach den Wünschen der autoritären Regierung der Ersten Republik erzogen und zu Jugendführern ausgebildet werden.
Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wurde die Kaserne Wien-Schönbrunn, später Fasangarten-Kaserne und heute als Maria-Theresien-Kaserne bekannt, fertiggestellt. Dies machte Schönbrunn zu einem legitimen Ziel alliierter Bomber.

1939

Nach dem Anschluss Österreichs an das Dritte Reich wurde Schönbrunn der neu geschaffenen zentralen „Verwaltung der Schlösser“  unterstellt.
1939, zu Beginn des Zweiten Weltkrieges, wurden die Nebengebäude des Schlosses (Hofküchentrakt, Stallungen) zur Lagerung von Getreide verwendet. Die Schauräume waren der Öffentlichkeit zugänglich, mit Ausnahme den Bürgern jüdischer Herkunft, denen selbst das Betreten des Schlossparks nicht erlaubt war. Mit dem Fortschreiten des Krieges wurde es äußerst schwierig, das Schloss zu verwalten (Wehrpflicht). Gegen Ende 1943 waren Führungen auf Grund des Personalmangels nicht länger möglich. Die wertvolle Ausstattung der Schauräume wurde 1943 entfernt und zum Schutz in den Kellern der Hofburg verstaut oder, wie viele andere Kunstwerke aus den Wiener Museen, in die Salzbergwerke bei Hallein und Altaussee - nach Salzburg, in die Steiermark bzw. nach Oberdonau (*) gebracht.
* Der Begriff Oberdonau wurde zu Zeiten der Ostmark (1938-1945) benützt und entspricht im Wesentlichen Oberösterreich.
Die kulturellen Höhepunkte während der Kriegsjahre waren die KdF-Konzerte (Kraft durch Freude), die im Ehrenhof und in den Gärten auf der Südseite des Schlosses gegeben wurden. Viele Veranstaltungen wie z.B. Bälle und Empfänge fanden in den Empfangsräumen und der Großen Galerie des Schlosses statt. Schönbrunn bildete auch die Kulisse für Filme wie „Tanz mit dem Kaiser“ und „Wiener Mädeln“.
Der Schönbrunner Tiergarten wurde stark in Mitleidenschaft gezogen, da für die Tiere nicht genügend Futter beschafft werden konnte. Außerdem war es nicht länger möglich, exotische Tiere aus Übersee einzuführen. Das und die Luftangriffe führten dazu, dass die Zahl der Tiere von 1938 bis 1945 enorm zurückging.
Gegen Ende des Jahres 1944 wurde Schönbrunn zum Ziel alliierter Bomber. Die Kleine Gloriette wurde beschädigt und mehrere Bomben zerstörten das Schwimmbad und andere Bauwerke in diesem Bereich des Parks.

1945

Im Februar 1945 wurde der Gardetrakt neben dem Haupteingang während eines solchen Angriffs zerstört. Das Hauptgebäude wurde ebenso getroffen. Glücklicherweise explodierte die Bombe nicht, schlug aber ein riesiges Loch von 25 Metern Durchmesser in die Mitte des Gebäudes neben der Ovalstiege und blieb zwischen dem Deckenfresko der Großen Galerie und dem darüber liegenden Stockwerk stecken.
Zwei Tage später hinterließ ein weiterer schwerer Luftangriff 269 Bombentrichter. Die meisten Bomben fielen in den Park und legten die Nebengebäude in Schutt und Asche. Der Kavaliertrakt, das Restaurant, die Ostseite der Gloriette, das große Palmenhaus sowie das Sonnenuhrhaus erlitten allesamt schwere Schäden. Der Tiergarten wurde ebenfalls getroffen aber glücklicherweise blieben die historischen Gebäude der alten „Menagerie“ zum größten Teil unversehrt. Während dieses Angriffs wurde auch das Schlosstheater leicht beschädigt.
Nachdem die Alliierten in Wien einmarschiert waren, übernahmen russische Truppen die Kontrolle über Schönbrunn und errichteten ihre Generalkommandantur in den Büros der Tiergartenverwaltung. Der russische Kommandant half die Schwierigkeiten des Tiergartens zu lösen, indem er für die wenigen noch vorhandenen Tiere das dringend benötigte Futter beschaffen ließ.
Wien war in fünf militärische Sektoren geteilt.
Die Innenstadt war der so genannte internationale Sektor, in welchem die Verwaltung jeden Monat von der einen auf die andere alliierte Macht überging. 
Später, im September 1945, bezog die britische Generalkommandantur das Schloss und benützte den ersten Stock (die Empfangsräume) und andere Räumlichkeiten im Erdgeschoß sowie einige der Nebengebäude als ihr Hauptquartier. Der britische Generalstab sowie eine Abteilung der britischen Streitkräfte mussten untergebracht werden und deshalb erhielten einige der Schlossbewohner im Juli 1945 einen Räumungsbescheid.
Vor dem Hauptgebäude wurde auf dem damaligen Fußballplatz ein Flugfeld errichtet (APCOA Parkplatz).
Während der folgenden Jahre, als das Schloss von den britischen Streitkräften besetzt war, blieben die Schauräume und die Empfangsräume für die Allgemeinheit geschlossen.
Bald nach dem Krieg begannen die Reparaturarbeiten in Schönbrunn. Das Hauptgebäude wurde sofort wieder instand gesetzt, doch dauerte es bis in die 1950er Jahre, bis auch die Sanierung der Nebengebäude abgeschlossen war.
In den Jahren 1945-1975 wurde für die Restaurierung des Schlosses die riesige Summe von 400 Millionen Schilling ausgegeben. Die Verantwortung für Schloss Schönbrunn lag zu dieser Zeit beim Ministerium für Handel und Wiederaufbau.

1946

Die britische Militärparade (Tattoo) 1946 in Schönbrunn

Das Wort Tattoo hat seinen Ursprung in den holländischen Wörtern „Doe den taptoe“ („Dreh die Hähne zu“). Bei dem britischen Militärsignal „Tattoo“ handelte es sich ursprünglich um einen Trommelschlag, der jeden Tag spätabends die Soldaten rechtzeitig zum „Zapfenstreich“ und „Licht aus“ in die Kasernen zurückrief und das Zudrehen der Bierhähne in den Wirtshäusern befahl. Dies entwickelte sich langsam zu einer zeremoniellen Aufführung von Militärmusik durch Kapellen.
In den letzten Jahren wurden die Paraden besonders wegen Veranstaltungen, wie dem berühmten Edinburgh Military Tattoo bekannt, welches jedes Jahr auf der Burg Edinburgh abgehalten und von etwa 200.000 Menschen besucht wird.
Die britische Armee hat schon immer solche Musikparaden abgehalten, und zwar für gewöhnlich in London, wo man auftreten, sein Können zur Schau stellen und große Zuschauermengen anziehen konnte.
Das Parade hat sich über die Jahrhunderte hinweg von den Fyffes and Drums zu Zeiten Oliver Cromwells bis zu den Militärkapellen, besonders der Brigade of Guards, welche auf der ganzen Welt auftreten, gewandelt.
Im Jahr 1946 fand im Blumenparterre von Schloss Schönbrunn eine britische Wohltätigkeitsparade statt. Dieses so genannte „Searchlight Military Tattoo“ fand seinen Höhepunkt in einem großen Feuerwerk.
Die Einnahmen von mehr als 400.000 Schilling wurden dem Wiener Bürgermeister Theodor Körner überreicht. Mit diesem Geld konnte die Stadt Wien 2.400 Kindern einen sechswöchigen Aufenthalt in einem Ferienort finanzieren.
In den folgenden Jahren hielten die Briten immer wieder ähnliche Veranstaltungen zugunsten von Kindern ab.

Die Erinnerungen von Mr. Tom Canning:

Zusammenfassung eines Briefes, den ich von Herrn Tom Canning erhielt, einem Kriegsveteranen, der in Schönbrunn stationiert war und an dem Tattoo teilnahm.
Das Tattoo von Schönbrunn wurde zwischen dem 24. und 29. Juni 1946 abgehalten. Die ersten Proben dazu fanden in Althofen (Kärnten) statt. Von den Monteuren war eine Postkutsche gebaut worden und dann mit ihr eine Probefahrt durch die engen, mit Kopfsteinpflaster befestigten Straßen des Ortes unternommen, wobei die Ortsansässigen angesichts der Possen der „verrückten Engländer“ die Köpfe schüttelten.
Kostüme wurden gebracht und ich wurde als Mönch verkleidet. Die anderen Passagiere der Postkutsche waren Hughes, Kelly und MacCormac, welche als Grundbesitzer niederen Adels verkleidet waren, sowie zwei „Frauen“, die von meinen Kameraden Willie Moore und Al Offord gespielt wurden.
Für die beiden Pferde wurde der Fahrer eines Sherman-Panzers als Kutscher angeworben, für des es eine große Herausforderung darstellte, zwei unruhige Pferde in einer geraden Linie zu lenken.
Der zweite Kutscher verbrachte Stunden damit, den „Posthorngalopp“ auf seinem Horn zu üben, während er in der ungefederten Postkutsche hin und her geschleudert wurde.
Nur zu bald wurden wir nach Wien verlegt, wobei wir am Semmering von riesigen, grobschlächtigen Russen mit Kalaschnikoff-Maschinenpistolen, die über ihren Schultern hingen, aufgehalten wurden. Ihre allzu strengen Minen gaben uns das Gefühl, nicht willkommen zu sein.
Die Militärparade fand auf dem zum Schloss Schönbrunn gehörenden Areal statt, mit der von Bomben beschädigten Gloriette im Hintergrund. Auch ohne den Blumenschmuck stellte dies einen großartigen Rahmen dar.
Dies sollte, wie immer, eine Militärparade bei Scheinwerferlicht sein und konnte erst bei Sonnenuntergang beginnen. Die Darbietungen begannen mit der Coldstream Garde, welche die „Sunset Ceremony“ zeigte.
Das ganze Programm dauerte zwei Stunden und wurde von mehr als 10.000 Wienern besucht. Verschiedene Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und hohe Militärs sprachen gerne jede Nacht den Erfrischungen zu.
Es gab einen Mangel an Pukka-Lanzen und daher wurden diese nur an die Husaren ausgegeben. Wir aber mussten uns mit zugespitzten Kleiderstangen begnügen, an denen oben ein Wimpel angebracht war.
Unsere fünfzehn Minuten Ruhm bestanden aus einer Aufführung, in der berittene Räuber, welche die Ankunft der Postkutsche erwarteten, vor der Herberge, wo die Pferde gewechselt werden sollten, über Tische und Bänke sprangen.
Beim Erklingen des Posthorns sollten sich die Räuber verstecken und im richtigen Moment hervor galoppieren und die Postkutsche umzingeln, wobei sie „Geld oder Leben“ forderten.
Sobald die Passagiere um ihre weltliche Habe erleichtert worden waren, ritt die Kavallerie zu ihrer Rettung heran. Die Helden waren Mitglieder der 16/5er Lanciers, die mit ausgestreckten Kleiderstangen und flatternden Wimpeln in vollem Galopp heran preschten.
Die Lanciers eskortierten die Räuber zum Kittchen, allerdings nicht, bevor ihr Anführer, Captain Peter Bull, der auf einem Lipizzanerhengst voranritt, eine tiefe Verbeugung vor dem Publikum gemacht hatte. Die Reaktion war gigantisch, weil jeder hocherfreut war, die Lipizzaner nach ihrer Rettung durch niemand geringeren als US-General George Patton aus der Tschechoslowakei wieder zu sehen.
Das weitere Programm war sehr unterhaltsam. Mehrere Musikkapellen marschierten auf und ab, die Husaren zeigten ihren „Musical Ride“ und die 4/5er Hampshires feuerten eine Fue de Joie ab – das gesamte Bataillon bestehend aus 750 Mann, die ihre Gewehre in äußerst kurzen Abständen von links nach rechts abfeuerten und so den Eindruck anhaltender Gewehrsalven vermittelten.
Dies war aber für das Publikum nicht erkennbar, und so änderten die Organisatoren die Darbietung so ab, dass ein Mann in der Mitte sein Gewehr zwei Sekunden NACHDEM die anderen fertig waren, abfeuerte.
Das war genauso ein riesiger Erfolg wie die Darbietung der Argyll and Sutherland Highlanders Pipe Band in ihrer vollen Tracht.

1948

1948 wurde das britische Hauptquartier in einen Militärstützpunkt (Fasangarten-Kaserne) hinter der Gloriette verlegt, der von den britischen Streitkräften bereits seit 1945 benutzt wurde. Das Schloss selbst wurde der Österreichischen Bundesregierung zurückgegeben, doch die britische Telefonzentrale blieb bis in die 1950er Jahre dort.
Die Schauräume des Schlosses Schönbrunn wurden am 4. September 1948 wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

1955

Nach der Unterzeichnung des Staatsvertrages im Schloss Belvedere am 15. Mai 1955 war das Schloss Schönbrunn der Ort für einen der wichtigsten Regierungsempfänge jener Zeit.
Die vier Außenminister der Besatzungsmächte Wjatscheslaw Molotow, Harold Macmillan, John Foster Dulles und Antoine Pinay trafen gemeinsam mit ihren Delegationen und führenden Politikern jener Zeit die Vertreter der österreichischen  Bundesregierung und Bundespräsident Dr. Theodor Körner.
Der Zeremoniensaal stand den wichtigsten Gästen (80 V.I.P.‘s) zur Verfügung, die Empfangsräume waren für die anderen 1.200 geladenen Gäste reserviert.
So wie bei allen in den folgenden Jahren stattfindenden Empfängen, waren der Neptunbrunnen und die Gloriette beleuchtet.
Bei solchen Veranstaltungen wurde der Ehrenhof bis in die 1980er Jahre als Parkplatz für mehr als 300 Autos verwendet.

1980

In den 80er Jahren stieg die Besucherzahl kontinuierlich von Jahr zu Jahr und erreichte rasch eine Spitze von etwa 1,600.000 pro Jahr. Dennoch wurden die dringend notwendigen Restaurierungsarbeiten langsam eingestellt. 
Die Schloßhauptmannschaft Schönbrunn war mit der praktisch unmöglichen Aufgabe konfrontiert, einerseits den riesigen Gebäudekomplex auf dem Areal restaurieren zu müssen, während andererseits gleichzeitig das Budget für derart kostenintensive Arbeiten langsam auf ein Minimum reduziert wurde.
Dies führte zu einem schnellen Verfall von Schönbrunn und seinen Nebengebäuden. Die öffentliche Meinung wandte sich daraufhin gegen die Staatsbeamten, die für die Instandhaltung des Schlosses verantwortlich waren.
Die Neuorganisation wurde zum Tagesthema und führte schließlich zur Privatisierung Schönbrunns in den frühen 90er Jahren.

1992

Aus der Schloßhauptmannschaft Schönbrunn wurde die Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H., eine private Firma, welche erfolgreich effizientes Management mit umfassenden Renovierungs- und Erhaltungsprogrammen verbinden konnte.

1996

Im Jahr 1996 wurde Schloss Schönbrunn und sein ausgedehnter Park mit seinen zahlreichen architektonischen Besonderheiten, Brunnen und Statuen, sowie der Tiergarten auf die Liste des UNESCO Weltkulturerbes gesetzt.

 

Die Schauräume

Ein paar Jahre nach der Privatisierung entschied die Geschäftsführung, dass eine Kompetenzteilung eine günstige Art darstellte, die Komplexität der Schauräume zu handhaben.
Die Verwaltung der Schauräume wurde in zwei Aufgabenbereiche geteilt. Diese Vorgehensweise führte dazu, dass die Bereiche Verwaltung, Instandhaltung, Brandschutz und Sicherheit zwischen zwei Schauraumleitern aufgeteilt wurden, die beide weiterhin eng zusammenarbeiten. Einige Jahre später kam noch ein weiterer Aufgabenbereich dazu, welcher das Kindermuseum im Erdgeschoß betrifft.
Kollegen kamen und gingen, und es wäre zwecklos sie alle aufzuzählen, aber trotzdem meine ich, dass einige Namen genannt werden sollten.
Viele junge Kollegen erhielten die Möglichkeit, in der Verwaltung unserer Abteilung zu arbeiten. Neue Ideen wurden geboren und neue Methoden, die Abteilung zu leiten, begannen zu greifen. Einmal arbeiteten sogar sieben Kollegen (Mittleres Management) zusammen und entwickelten Pläne und Ideen für die Zukunft.
Dieses System förderte nicht nur das schnelle Arbeiten und die Effizienz, sondern auch die Rivalität unter den betroffenen Kollegen.
Andrea Wildburger war für die Vorbestellungen zuständig und die einzige von uns, die eine Ahnung davon hatte, wie man ein Büro führt.
Andrea übernahm langsam aber sicher die meisten Verwaltungsaufgaben und ist seither mit Sicherheits- und Brandschutzaufgaben sowie der Führung der meisten Angestellten betraut. Ihre Aufgaben wurden immer umfassender und stellen eine immer größere Herausforderung dar. Mit Hilfe einiger junger Kollegen konnte sie das Vorbestellungssystem in ein modernes Callcenter verwandeln und bei der Planung und Änderung der Infrastrukur entscheidend mitwirken.
Über die Jahre hinweg lag die Verantwortung für die grundlegende Instandhaltung der Schauräume bei mir. Außerdem habe ich meine alten Aufgaben weiter geführt: die Betreuung, Schulung und Unterstützung der Reinigungskräfte, die Schulung der Kollegen und externen Fremdenführer, alles was Sicherheit, Brandschutz, Evakuierung sowie die Sensibilität gegenüber unvorhersehbaren Gefahren betrifft, denen wir heutzutage ausgesetzt sind.
Stolz schaue ich auf die Jahrzehnte zurück, in denen ich im Schloss Schönbrunn gearbeitet habe und Zufriedenheit und Freude darin sah, Teil eines Teams von Kollegen zu sein, die ihr Bestes gegeben haben, um die Vergangenheit für die Zukunft zu bewahren.

 

Meine Führung

Ich konnte immer die größte Befriedigung daraus ziehen, Wissen, das ich mir über viele Jahre hinweg angeeignet hatte, weiterzugeben. Wissen, das ich anderen , seien das nun Touristen oder einer der vielen V.I.P.s, die ich durch dieses großartige Gebäude begleiten durfte, vermitteln konnte.
Ein Teil meiner Pflichten all die Jahre hindurch bestand darin, „Skripten“ für die auszubildenden Schlossführer (bei denen es sich meist um Studenten handelte) zu erstellen, die ihr Wissen von Zeit zu Zeit auffrischen mussten, damit sichergestellt war, dass die Besucher auch korrekte Informationen bekamen. Das war eine wichtige Angelegenheit für mich als jemanden, der privilegiert war, mehr Zeit im Schloss zu verbringen als viele seiner kaiserlichen Bewohner.
Einige Führer glauben, gutes Basiswissen über Geschichte außer Acht lassen zu können. Dieses Wissen ist aber der Schlüssel zum wirklichen Verständnis der Ereignisse, die auf der Welt stattfanden, Ereignisse, die den Lauf der Geschichte verändert haben; Ereignisse, die Vergangenheit und Gegenwart beeinflusst haben und dies noch immer tun.
Ein Fremdenführer ist gut beraten, sich ein Hintergrundwissen anzueignen um auf Fragen gefasst zu sein, aber gleichzeitig muss er bereit sein zuzugeben, dass er über ein bestimmtes Thema nichts weiß, anstatt seine eigene Version der Geschichte zu liefern und den Besucher damit in die Irre zu führen.
Die Geschichte von Schönbrunn war immer eng mit der Geschichte Österreichs verbunden, da es die Bühne für viele politische Konferenzen, Empfänge und dergleichen war. Österreich und die Geschichte Europas sind für immer eins und Teil des Ganzen. Meine Absicht ist es, die Vergangenheit mit der Gegenwart bezüglich des Ranges, den Österreich in Europa einnimmt, zu verknüpfen und uns daran zu erinnern, dass wir heute die Geschichte der Zukunft schaffen.
Als ich damit begann, dieses Buch über Schönbrunn zu schreiben, war mir klar, dass das Wissen, das ich mir als Guide in den vergangenen drei bis vier Jahrzehnten im Schloss Schönbrunn angeeignet habe, mich keineswegs zu einem ausgebildeten Historiker macht.
Es war immer meine Absicht gewesen, eine Sammlung meiner im Laufe der Jahrzehnte entstandenen Skripten herauszubringen, die es meinen Kollegen bzw. den Lesern ermöglichen sollte, die Bedeutung dieses großartigen Gebäudes zu schätzen.
Ich hoffe, dass dieses Buch nicht nur einen raschen Überblick über die Geschichte bietet, sondern seinen Lesern auch eine Vorstellung von Ereignissen gibt, die in jenen lang vergangenen Zeiten stattgefunden haben. Vielleicht kann dadurch neues Interesse für Vergangenes geweckt werden.

 

DIE KAISERLICHEN GEMÄCHER

Es gab zwei bedeutende Bauphasen, jene zwischen 1696 und 1712 und eine weitere während der Regierungszeit von Maria Theresia.

Blaue Stiege

Die Blaue Stiege und das so genannte Fischgrätzimmer, welches seinen Namen höchstwahrscheinlich aufgrund des Fischgrätmusters des ursprünglichen Bodens erhielt, gehen auf die erste Bauphase zurück. Die Türumrahmungen aus Untersberger Marmor und bestimmte andere Details in diesem kleinen Teil des Schlosses zeigen noch immer den starken barocken Einfluss der damaligen Zeit.

Raum 1

Das Gardezimmer

Die Sicherheit des Schlosses war von größter Wichtigkeit.
Sorgfältig ausgewählte Mitglieder der Leibgarde waren zum Schutz der kaiserlichen Familie in diesem Raum postiert.
Einige der Uniformen, die von der österreichisch-ungarischen Armee getragen wurden, werden im Gardezimmer gezeigt. Eine der kunstvollsten hiervon war die ungarische Husarenuniform, welche stark von der historischen ungarischen Volkstracht beeinflusst war. Kaiser Franz Joseph hatte den Rang eines Feldmarschalls inne und trug dementsprechend jeweils die österreichische oder die ungarische Uniform.
Das Adjutantenzimmer (angrenzend an das Gardezimmer)
Das Adjutantenzimmer ist genau so eingerichtet wie am Ende des 19. Jahrhunderts.
Der Adjutant war ein Offizier der Leibgarde des Kaisers und fungierte in alltäglichen Belangen als dessen Privatsekretär. Er war für die gesamte Tagesorganisation im Hinblick auf die Bedürfnisse des Kaisers verantwortlich.
Die Keramiköfen wurden vom angrenzenden Raum aus beheizt, weshalb alle Öffnungen, die sich normalerweise an der Vorderseite eines Ofens befinden, an deren Rückseite angebracht sind. Bei der unteren Hälfte eines Ofens, dem an der Wand befestigten Teil, handelt es sich um den eigentlichen Ofen, während die obere Hälfte nur der Wärmeabstrahlung diente.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde zusätzlich ein modernes Heißluftumwälzsystem eingebaut. Die Heizräume befanden sich im Erdgeschoß und durch Luftschächte gelangte die Wärme von den Öfen in die einzelnen Räume.
Später wurde diese Anlage, die bis 1994 in Verwendung stand, mittels starker Elektroventilatoren modernisiert, die warme Luft durch die Räume zirkulieren ließen.

Raum 2

Das Billardzimmer

Dieser Raum wurde ursprünglich Karussellzimmer genannt. Das ein Karussell zeigende Gemälde, welches sich jetzt im „neuen“ Karussellzimmer befindet, hing bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts im Billardzimmer.
Das so genannte Billardzimmer diente zur Zeit Kaiser Franz Josephs als Wartezimmer. Hier warteten die Besucher, bevor ihnen beim Kaiser Audienz gewährt wurde.
Kaiser Franz Joseph war dafür bekannt, dass er regelmäßig Audienzen gewährte, wo die Bürger des Habsburgerreiches ihre Wünsche und Probleme vorbringen konnten.
Jene, die darauf warteten, das Privileg einer Audienz bei Seiner Majestät zu erhalten, wurden vor Betreten des Audienzzimmers über den Ablauf informiert und darauf hingewiesen, dass der Kaiser eine Audienz immer mit den Worten: „Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut!“, beenden würde. - Ein Satz, der in die österreichische Geschichte einging und auch heute noch verwendet wird. 
Das größte Gemälde, aus der Schule von Martin van Meytens, zeigt die Stiftung des Maria-Theresien-Ordens (1758), welcher der höchste österreichische Militärorden war und für Verdienste im Krieg verliehen wurde.
Die Darstellung zeigt, wie der neue Orden an Feldmarschall Leopold Graf Daun und Karl von Lothringen für deren militärische Leistungen während der Schlacht von Kolin und dem so genannten Siebenjährigen Krieg verliehen wird.
Die beiden anderen Gemälde in diesem Raum stammen von Fritz l´Allemand und zeigen Veranstaltungen, die während der Hundertjahrfeier desselben Ordens im Jahr 1858 stattfanden.
Das linke Gemälde zeigt ein Bankett in der Großen Galerie, dem Ballsaal Schönbrunns. Auf dem Gemälde rechts sind die nach dem Bankett stattfindenden Festlichkeiten im Garten dargestellt.

Billard

Das Billardspiel entwickelte sich aus einem Rasenspiel ähnlich dem Krocket. Später wurde das Spiel in geschlossenen Räumen auf einem Tisch gespielt. Die Bälle wurden mit Holzstöcken, so genannten „Maces“ gestoßen, nicht geschlagen. Der Begriff „Billard“ leitet sich vom französischen Wort „billart“ (Hstock) oder „bille“ (Ball) ab.

Das Spiel wurde ursprünglich mit zwei Bällen auf einem Tisch mit sechs Taschen mit einem Ring und einem kleinen aufrecht stehenden Kegel, der als Ziel diente, gespielt. Während des 18. Jahrhunderts verschwanden Ring und Kegel allmählich, nur die Bälle und Taschen blieben übrig.

Das „noble“ Billardspiel wurde am Anfang des 18. Jahrhunderts populär, aber das Spiel selbst ist schon seit Jahrhunderten bekannt und findet sogar in Shakespeares „Antonius und Kleopatra“ Erwähnung.

 

Raum 3

Das Audienzzimmer (Nussholzzimmer)

Dieses Zimmer wurde von Kaiser Josef II. als Audienzzimmer verwendet, ist noch immer zum Großteil mit original handgeschnitzten Verzierung ausgestattet und zeigt so die großartige Handwerkskunst des 18. Jahrhunderts. Der Großteil der Einrichtung geht auf das 19. Jahrhundert zurück, als das Zimmer Kaiser Franz Joseph als Audienzzimmer diente.
Die Karte zeigt das Königreich Ungarn zusammen mit den angrenzenden Kronländern zur Zeit Ferdinands I.

 

Das Kaiserreich Österreich-Ungarn

Die deutsch- und die ungarisch sprachigen Gebiete nahmen eine dominierende Rolle im Kaiserreich ein. Sie hatten den jeweiligen Sitz ihres neu gegründeten Parlaments in Wien bzw. Budapest, waren jedoch dem einen Monarchen verantwortlich, der wiederum beinahe unbegrenzte Macht in den Bereichen Außen-, Verteidigungs- und Finanzpolitik hatte.

Die ethnischen Spannungen innerhalb des Reiches lösten den tschechischen Boykott des österreichischen Parlaments aus, was dazu führte, dass bis in die späten 70er Jahre des 19. Jahrhunderts die deutsch-österreichischen Liberalen eine führende Rolle spielten.

Die Liberalen verloren ihren Einfluss, als sie die Annexion von Bosnien-Herzegowina ablehnten, was Kaiser Franz Joseph verärgerte, da er ihre Einmischung als Eingriff in seine höchste Autorität betrachtete.

Franz Joseph unterstützte die Bildung des so genannten „Eisernen Ringes“ aus deutsch-österreichischen Konservativen, Polen und Tschechen, in der Absicht, den Einfluss der Liberalen zu beschränken und die Interessen der Krone zu vertreten.

Für ihre Unterstützung mussten den Tschechen Konzessionen gemacht werden, trotzdem wurden sensible Themen betreffend die Verwendung der tschechischen Sprache in Böhmen und die Probleme der dortigen deutschen Minderheit immer deutlicher erkennbar. Der wachsende Antisemitismus in der Bevölkerung führte zur Gründung einer nationalistischen Bewegung, welche die dritte bedeutende politische Kraft wurde.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts machten es die ethnischen Spannungen schwierig, den Einfluss des deutschen Nationalismus zu übersehen, und ließen einen Konflikt mit anderen nationalen und ethnischen Gruppen innerhalb des Reiches entstehen.

Das Reich Österreich-Ungarn begann Richtung Osteuropa und den schwindenden osmanischen Einfluss auf dem Balkan zu blicken. Österreich-Ungarn stand dem osmanischen Machterhalt in jenem Gebiet positiv gegenüber, um so der Stärkung des russischen Einflusses Einhalt zu gebieten.

Russland spielte zu dieser Zeit in einigen der Balkanstaaten wie Serbien, Montenegro, Griechenland und Rumänien eine äußerst wichtige Rolle.

Österreich-Ungarn beschloss, ein weiteres Chaos in den osmanischen Gebieten zu verhindern, indem es Bosnien und Herzegowina besetzte, während dem Osmanischen Reich seine Souveränität über das Gebiet weiterhin gewährt wurde. Deutschland konnte russische Zugewinne während des Russisch-Osmanischen Krieges (1877-78) einschränken, was das Verhältnis zwischen den beiden Mächten beträchtlich störte. 

Der Zweibund zwischen Österreich-Ungarn und Deutschland war ein Übereinkommen zur beiderseitigen Verteidigung gegen einen möglichen Angriff  Russlands.  Durch diesen Vertrag konnte Österreich-Ungarn im Falle eines Konflikts zwischen Deutschland und Frankreich nicht involviert werden.

Der Dreibund zwischen Deutschland, Italien und Österreich-Ungarn diente hauptsächlich dem Schutz italienischer und deutscher Interessen, trug jedoch nur wenig dazu bei, die bestehenden Probleme zwischen Österreich-Ungarn und Italien zu lösen.

 

Raum 4

Das Schreibzimmer Kaiser Franz Josephs

In den privaten Räumlichkeiten des Kaisers zeigt sich der Einfluss des 19. Jahrhunderts.
Man erzählt, dass Franz Joseph jeden Morgen bereits um zirka fünf Uhr zu arbeiten begann und sich sogar das Frühstück an seinem Schreibtisch servieren ließ.

Die Gemälde zeigen:

·  Die Waidmänner huldigen Kaiser Franz Joseph zum 50. Jahrestag seiner Thronbesteigung (1898).
·  Franz Joseph im Alter von 33 Jahren - Maler: Franz Russ
·  Elisabeth im Alter von 26 Jahren - Maler: Franz Russ
Kaiserin Elisabeth wurde am 24. Dezember 1837 in Bayern geboren (Haus Wittelsbach) und am 10. September 1898 vom Anarchisten Luigi Lucheni während eines Besuchs in Genf ermordet.

 

Luigi Lucheni

Luigi Lucheni, der 25jährige Anarchist, behauptete, nach Genf gekommen zu sein, um den Herzog von Orleans zu ermorden, welcher jedoch zufällig seinen Besuch abgesagt hatte. Lucheni beschloss daraufhin, die Kaiserin von Österreich - sozusagen als nächst beste Alternative - zu töten. Während des Verhörs sagte Lucheni: „Non mi pento di nulla!“ („Ich bereue nichts!“) .

Im Oktober 1898 wurde Lucheni zu lebenslanger Haft verurteilt und beging am
19. Oktober 1910 Selbstmord.

 

Raum 5

Schlafzimmer von Kaiser Franz Joseph

In diesem Raum starb der Kaiser am 21. November 1916 im Alter von 86 Jahren nach einer Regierungszeit von 68 Jahren. Franz Joseph war Europas zweitlängst regierender Monarch, nur Ludwig XIV. von Frankreich regierte länger als Franz Joseph.
· Ein kleines Gemälde von Franz von Matsch, datiert mit 22. November 1916, zeigt Kaiser Franz Joseph einen Tag nach seinem Tod.
· Die Toilette (englisches Wasserklosett) wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts (1900) im Raum installiert.
Franz Joseph führte ein sehr tragisches Leben:
- Sein Bruder Maximilian (Kaiser von Mexiko) wurde 1867 in Mexiko exekutiert.
- Sein einziger Sohn Rudolph beging 1889 in Mayerling Selbstmord.
- Seine Frau Elisabeth wurde 1898 ermordet.
- Sein Neffe und Thronfolger des Kaisers, Erzherzog Franz Ferdinand, wurde 1914 in Sarajevo erschossen, ein Ereignis, das den Ersten Weltkrieg auslösen sollte.

 

Sarajevo

Im Juni 1914 wurden Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie von General Oskar Potiorek, dem Gouverneur der österreichischen Gebiete Bosnien und Herzegowina in Sarajevo empfangen, nachdem er beide eingeladen hatte, seine Truppen bei Manövern zu beobachten.

Franz Ferdinand wusste, dass der Besuch mit Gefahren verbunden war und dass eine große Zahl an in Bosnien-Herzegowina lebenden Serben eine Widerstandsgruppe namens „Schwarze Hand“ (Crna Ruka) gebildet hatte, die eine Vereinigung mit Serbien anstrebte.

Am 28. Juni 1914 fuhren Franz Ferdinand und seine Frau in einem Konvoi von sechs offenen Autos vom Bahnhof von Sarajevo zum Rathaus, um an einem offiziellen Empfang teilzunehmen.

Der Bürgermeister von Sarajevo, Fehim Curcic, und Dr. Gerde, der Polizeikommissar der Stadt, befanden sich im ersten Auto. Franz Ferdinand und Sophie saßen zusammen mit General Oskar Potiorek und Graf von Harrach im zweiten Auto.

Plötzlich wurde auf das Auto des Erzherzogs eine Bombe geworfen, welche dieses zwar verfehlte, jedoch vor dem nachfolgenden Wagens explodierte. Zwei der Insassen wurden schwer verletzt und viele der Zuschauer wurden von Schrapnellsplittern getroffen. Franz Ferdinands Chauffeur fuhr äußerst rasch weiter und die anderen Mitglieder der Schwarzen Hand entlang der Strecke beschlossen, dass es sinnlos wäre etwas zu unternehmen, wenn sich das Auto mit einer solch hohen Geschwindigkeit fortbewegte.

Nach dem offiziellen Empfang im Rathaus erkundigte sich Franz Ferdinand nach seinen von der Bombe verletzten Begleitern und bestand darauf, sie im Krankenhaus zu besuchen. Er wurde wegen der möglichen Lebensgefahr gewarnt und man wies darauf hin, dass es besser wäre, seine Frau würde im Rathaus zurückbleiben. Sophie lehnte ab und meinte: „Solange mein Mann sich heute in der Stadt zeigt, werde ich nicht von seiner Seite weichen.“

General Oskar Potiorek entschied, dass der Konvoi unter Vermeidung des Stadtzentrums direkt zum Spital fahren sollte, vergaß jedoch den Chauffeur darüber zu informieren. Am Weg zum Spital nahm der Fahrer die Abzweigung nach rechts in die Franz Joseph Straße.

Potiorek erkannte sofort, dass der Fahrer die falsche Abzweigung genommen hatte und hielt den Wagen an. Als der Chauffeur langsam zurückschob, reagierte einer der Verschwörer, Gavrilo Princip, der zufällig an dieser Stelle stand, sofort, zog seine Waffe und feuerte in das Auto des Erzherzogs.

Franz Ferdinand und Sophie wurden tödlich getroffen. Bevor der Erzherzog das Bewusstsein verlor, bat er: „Sopherl! Sopherl! Stirb nicht! Bleibe am Leben für unsere Kinder!“

 

Die ersten Jahre des Ersten Weltkriegs

Nach der Ermordung des Thronfolgers stellte Österreich-Ungarn Serbien ein Ultimatum, in welchem gefordert wurde, dass Serbien allen gegen Österreich-Ungarn gerichteten Aktivitäten, Organisationen und Propaganda entgegenwirken müsse und dass das Kaiserreich an der Untersuchung der Tat mitwirken könne.

Am 28. Juli 1914 entschied sich das mächtige Kaiserreich Österreich-Ungarn ohne weitere Überlegung dem „kleinen“ Serbien den Krieg zu erklären. Das, was als Beginn eines kurzen Konflikts angesehen wurde, wurde Ende Juli 1914  wegen der Mobilisierung Russlands zu einer ernsten Situation. Das führte zu einer Ausweitung des Konflikts und brachte das europäische Bündnissystem ins Spiel. Plötzlich war fast ganz Europa im Kriegszustand.

Deutschland wollte einen Zweifrontenkrieg vermeiden und musste Frankreich so schnell wie möglich besiegen, bevor es sich mit Russland auseinandersetzen würde. Deshalb beantwortete Deutschland die russische Mobilmachung mit einer sofortigen Kriegserklärung sowohl an Russland als auch an Frankreich.

Großbritannien erklärte Deutschland, Österreich-Ungarn erklärte Russland den Krieg. Zuletzt gaben Frankreich und Großbritannien eine Kriegserklärung an Österreich-Ungarn ab.

Italien erklärte seine Neutralität, und Deutschland versuchte Österreich-Ungarn dazu zu bewegen, Italien Konzessionen betreffend der österreichischen Territorien in Tirol zu machen. Das führte dazu, dass die „Tripel Entente“ – Mächte Frankreich, Großbritannien und Russland dieselben Versprechungen machten und Italien daher im April 1915 auf ihrer Seite in den Krieg eintrat. Die deutschen und österreichischen militärischen Siege im Osten während des Frühlings von 1915 glichen die militärischen Desaster Österreich-Ungarns von 1914 wieder aus.

Österreich-Ungarn war auf einen derart langen und kostspieligen Krieg schlecht vorbereitet, und so entwickelte sich die wirtschaftliche Situation des Reiches langsam zu einem enormen Problem. Der Krieg wurde allmählich eine Bedrohung für das Kaiserreich selbst.

Der plötzliche Tod des alten und für viele „unsterblichen“ Kaisers Franz Joseph am 21. November 1916, war ein weiterer Schlag für Österreich-Ungarn die Einheit des Reiches.

 

Raum 6

Westterrassenkabinett

Durch diesen Raum gelangt man auf die Terrasse, welche zum so genannten Valerietrakt und den Privatgemächern der Erzherzogin Valerie führt.

 

Raum 7

Stiegenkabinett

Die kaiserliche Familie konnte eine kleine Wendeltreppe benützen um in die Privatgemächer Kaiserin Elisabeths zu gelangen, welche an den Kammergarten angrenzten.
Die Kinder Franz Josephs und Elisabeths hatten Zimmer im Erdgeschoß, welche zu diesem Zwecke während des späten 19. Jahrhunderts renoviert wurden.
Glücklicherweise blieben die ursprüngliche Gestaltung und die Verzierungen aus dem 18. Jahrhundert erhalten. Eine vollständige Restaurierung der Räume im Jahr 2002 machte die großartige Handwerkskunst des 18. Jahrhundert wieder lebendig.
Die Wendeltreppe wurde nach dem Ende der Monarchie entfernt.
· Das Hauptgemälde (Kopie) zeigt Elisabeth während eines Aufenthaltes auf der Insel Korfu, einem ihrer liebsten Feriensitze. Ihre Reisen führten sie in Länder wie Bayern, England, Griechenland, Ungarn, Irland, Italien und Portugal.
Die Kaiserin erlaubte nach ihrem 30. Lebensjahr nicht, dass man sie fotografierte. Das letzte offizielle Gemälde stammt aus dem Jahr 1879, als sie 42 Jahre alt war. Es ist kaum bekannt, wie Elisabeth gegen Ende ihres Lebens wirklich aussah. Häufig ist sie auf Fotografien zu sehen, auf denen sie in dem Bemühen nicht abgebildet zu werden, ihr Gesicht hinter einem Fächer verbirgt.

 

Raum 8

Das Toilettezimmer der Kaiserin Elisabeth

Das Toilettezimmer ist Kaiserin Elisabeths Eitelkeit gewidmet.
Fanny Feifalik (Mädchenname Angerer) war Elisabeths bevorzugte Friseuse und Vertraute. War auch nur ein Blick aus der Entfernung auf die Kaiserin möglich, so wird erzählt, dass ihr Fanny Feifalik als Double diente. Diese List verschaffte Ihrer Majestät auf vielen ihrer offiziellen Besuche und Reisen ein gewisses Maß an Privatsphäre.
Elisabeth wurde als eine der schönsten Frauen ihrer Zeit betrachtet. Sie war 172 cm groß und wog 46 bis 50 kg. Sie hatte einen Taillenumfang von 52 cm und war für ihre täglichen Sport– und Trainingsprogramme bekannt, welche im 19. Jahrhundert als ziemlich unangebracht galten. Sie war eine geschickte Reiterin und fand Gefallen daran, bis zu acht Stunden am Stück ausreiten, wobei sie die Pferde während solcher Ausritte oft wechselte. Ihr wundervolles Haar, das bis zu den Knöcheln reichte, wird als wichtiger Mosaikstein ihrer Schönheit angesehen.
Kaiserin Elisabeth stand um fünf Uhr morgens auf und wendete etwa drei Stunden für das Anziehen und die Haarpflege auf. Diese Zeit mit ihrer Frisörin nütze sie dazu, Fremdsprachen wie Ungarisch oder Griechisch zu lernen. Bei einer dieser Gelegenheiten meinte sie: „Ich bin Sklavin meiner Haare.“

 

Raum 9

Das kaiserliche Schlafzimmer

Dies war das  kaiserliche Schlafzimmer von Elisabeth und Franz Joseph.
Die schweren Möbel aus dem 19. Jahrhundert einschließlich des Frühstückstisches, der für ein Frühstück im Bett gehoben und gesenkt werden kann, sowie die Gebetsbank bestehen aus Rosenholz (Palisanderfurnier). Obwohl die Betten sehr kurz wirken, sind sie 2,4 m lang.
Die Mehrzahl der Kronleuchter in Schönbrunn wurde während des 18. und 19. Jahrhunderts in Böhmen hergestellt (böhmisches Kristallglas) und war bis 1901, als die elektrischen Leitungen installiert wurden, mit Kerzen bestückt.

 

Böhmisches Glas

Die Geschichte der Glasherstellung in Mitteleuropa geht auf das 3. Jahrhundert v. Chr. zurück.

Während des 11. Jahrhunderts breitete sich die Herstellung über Kärnten, Italien, Istrien, Böhmen weiter nach Deutschland und Holland aus. Das ursprüngliche Glas (Waldglas) behielt eine Grüntönung bei, was seine Ursache in der schlechten Verarbeitung der Rohmaterialien (Pottasche und Quarzsand) hatte. Böhmisches Glas wurde zum ersten Mal im 15. und 16. Jahrhundert erwähnt und später von den beliebten venezianischen Glasprodukten jener Zeit beeinflusst.

Mitte des 18. Jahrhunderts begannen böhmische Firmen die so genannten „Maria-Theresien-Leuchter“ für den kaiserlichen Hof herzustellen. Ende des 18. Jahrhunderts kam das schwerere, aber weichere Bleikristall, das in England, Irland und Frankreich hergestellt wurde, auf den Markt. Bleikristall war zum Schleifen besser geeignet und begann dem böhmischen Kristallglas Konkurrenz zu machen. Das stürzte  die böhmische Glasproduktion während des 19. Jahrhunderts in eine tiefe Krise.

 

Raum 10

Salon der Kaiserin Elisabeth

Der Salon der Kaiserin Elisabeth wurde von ihr als Audienzzimmer verwendet.
· Einige der Pastellporträts in diesem Raum zeigen Maria Theresias Kinder und wurden vom belgischen Maler Pierre Joseph Liion (1729 - 1809) geschaffen.
· Das Pastellbild von Maria Antoinette in einem roten Jagdkleid stammt von Joseph Kranzinger.
Pastellzeichnungen werden mit einer Mischung aus pulverisierten Farbpigmenten gemalt. Die Farben werden mit einer bestimmten Menge von Harz oder Gummi vermischt und in Stiftform gegossen. Das ist die reinste Form von Farbe und verleiht den Porträts, wie denen, die in diesem Raum zu sehen sind, eine sehr lebhafte, brillante Intensität.

 

Sisi     

Elisabeth, eine bayrische Prinzessin aus dem Hause Wittelsbach, heute unter dem Namen „Sisi“ bekannt, war 16 Jahre alt, als sie den 24-jährigen Kaiser Franz Joseph heiratete.

Von Anfang an hatte sie große Probleme mit ihrer Schwiegermutter (Erzherzogin Sophie) und anderen Mitgliedern des Hofes und begann sich im Laufe der Jahre aus Wien zurückzuziehen, um diesen Problemen auszuweichen und dem Leben am Hof zu entkommen.

Elisabeth und Franz Joseph hatten vier Kinder, Sophie, Gisela, Rudolf und Valerie.

- Sophie, starb im Alter von beinahe zwei Jahren während eines Besuchs in Budapest.

- Ihr einziger Sohn, Kronprinz Rudolf, war unglücklich mit der belgischen Prinzessin Stephanie verheiratet. Rudolphs Verhältnis zu seinem Vater gestaltete sich äußerst schwierig, weil seine Ansichten denen Franz Josephs entgegengesetzt waren. Rudolph hatte sehr liberale Ansichten und wurde deshalb nie in Staatsangelegenheiten mit einbezogen.

Rudolf beging 1889 zusammen mit seiner Geliebten Mary Vetsera im kleinen Jagdschloss Mayerling bei Wien Selbstmord.

Die Tragödie von Mayerling führte zu Spekulationen betreffend die Ursache seines Todes. Die Tatsache, dass sich Kronprinz Rudolph nicht allein im Jagdschloss befand, wurde über einen langen Zeitraum hinweg vertuscht.

Der Verlust des einzigen Sohnes war für den Kaiser und seine Frau, die von jenem Tag an nur mehr Schwarz trug, ein großer Schock.

 

Mayerling

Kronprinz Rudolph und seine Geliebte Mary Vetsera wurden am frühen Morgen des 30. Januar 1889 im kaiserlichen Jagdschloss in Mayerling tot aufgefunden. Franz Joseph tat alles in seiner Macht Stehende um die wahren Umstände der Tragödie geheim zu halten, besonders die Anwesenheit Mary Vetseras.

Das, sowie die Todesursache, stellten für den äußerst katholischen Hof eine Katastrophe dar. Zuzugeben, dass der Thronfolger nicht nur Selbstmord begangen sondern auch Mary Vetsera ermordet hatte, hätte unerträgliche Schande über die Krone gebracht.

Langsam drangen einzelne Informationen durch und teilweise wahre Darstellungen des tragischen Todes des Thronfolgers wurden für die Öffentlichkeit freigegeben. Mary Vetseras Name wurde jahrzehntelang geheim gehalten.

Jahrzehnte sind vergangen und noch immer gibt es bezüglich der Ereignisse, die sich im kleinen Jagdschloss abspielten, wenig Klarheit, und viel weniger noch, was die Umstände betrifft, die schließlich zum „Drama von Mayerling“ geführt hatten.

Mehr als 30 Versionen der Tragödie entstanden - Selbstmord, Eifersucht, politische oder familiäre Streitigkeiten, Mord, Anarchie und sogar Hochverrat aufgrund politischer Differenzen und unterschiedlicher Ansichten zwischen dem alten, konservativen Franz Joseph und seinem liberalen Sohn Rudolph werden angeführt.

 

Leichenraub 1991

Gerüchte um einen Leichenraub veranlassten die offizielle Öffnung des Grabes von Mary Vetsera am 22. Dezember 1992 im Beisein von Fernsehen und Presse. Das Grab wurde leer vorgefunden, woraufhin mit einer Untersuchung begonnen wurde, in deren Folge Helmut Flatzelsteiner der Grabschändung beschuldigt wurde. Er wollte die Affäre von Mayerling aufklären und gab zu, die Gebeine Mary Vetseras im Juli 1991 heimlich ausgegraben zu haben, in der Absicht, ihren Tod untersuchen zu lassen. Nach den polizeilichen Ermittlungen wurden die sterblichen Überreste Mary Vetseras am 28. Oktober 1993 erneut bestattet und die Gruft mit Erde gefüllt, um jeden weiteren Versuch einer Exhumierung zu unterbinden.

- Das Geheimnis von Mayerling bleibt bestehen ..........................

 

Raum 11

Das Marie Antoinette Zimmer

Das Marie Antoinette Zimmer erhielt seinen Namen nach einem Gobelin, der bis 1922 in diesem Raum hing und Marie Antoinette und ihre Kinder zeigt, als sie 1787 von Elisabeth Vigée Le Brun porträtiert wurden. Der Gobelin, ein Geschenk Napoleons III., befindet sich heute im Privatbesitz der Familie Habsburg.
Dieses Zimmer wurde als Familienspeisezimmer und für kleinere Feste genutzt und enthält heute eine Rekonstruktion eines Speisezimmers aus dem 19. Jahrhundert.
· Das große Gemälde zeigt Kaiser Franz Joseph im Alter von 20 Jahren.
· Die Kaiserservietten, die wie eine Lilie gefaltet sind, waren bzw. sind noch immer Staatsempfängen vorbehalten.

 

Deutsche Delegation 1908

Es war in diesem Zimmer, wo 1908 Kaiser Wilhelm II. zusammen mit einer Delegation deutscher Fürsten und Staatsvertreter dem österreichischen Kaiser Franz Joseph zu seinem 60. Thronjubiläum gratulierte.

                        1.    Kaiser Franz Joseph

                        2.    Friedrich II., Großherzog von Baden

                        3.    Fürst Leopold IV. von Lippe-Detmold

                        4.    Friedrich August III., König von Sachsen

                        5.    Wilhelm Ernst, Großherzog von Sachsen-Weimar

                        6.    Luitpold, Prinzregent von Bayern

                        7.    Kaiser Wilhelm II.

                        8.    Friedrich III. von Anhalt

                        9.    Wilhelm II., König von Württemberg

                        10.  Friedrich August, Großherzog von Oldenburg

                        11.  Friedrich Franz IV., Großherzog von Mecklenburg-Schwerin

                        12.  Georg, Fürst von Schaumburg-Lippe

                        13.  Dr. Burchard, Bürgermeister von Hamburg

 

Raum 12

Das Kinderzimmer

Die Gemälde zeigen einige der Kinder Maria Theresias, gemalt von einem unbekannten Künstler, der als „Meister der Erzherzoginnen“ bezeichnet wird.
Liste der Kinder Maria Theresias:
- Maria Elisabeth     (1737-1740) 
- Maria Anna            (1738-1798)
- Maria Caroline       (1740-1741)
- Joseph Benedikt   (1741-1790)
- Maria Christine      (1742-1798 )
- Maria Elisabeth      (1743-1808)
- Karl Joseph            (1745-1761)
- Maria Amalia          (1746-1804)
- Peter Leopold        (1747-1792)
- Maria Caroline       (1748-1748 )
- Johanna Gabriela  (1750-1762)
- Maria Josepha       (1751-1767 )
- Maria Caroline       (1752-1814 )
- Ferdinand Karl       (1754-1806)
- Maria Antonia        (1755-1793)
- Maximilian Franz (1756-1801)

 

Maria Christine 1742-1798

Maria Christine (Mimi) war eine talentierte Künstlerin und Maria Theresias Liebling. Sie war mit Albert von Sachsen-Teschen verheiratet und das einzige Kind der Erzherzogin, das seinen Gemahl selbst auswählen durfte.   

Albert kam 1760 nach Wien und verliebte sich in „Mimi“, doch Maria Theresias Mann Franz Stephan war von dieser Heirat nicht angetan.

Nach dem plötzlichen Tod des Kaisers erhielt das junge Paar die Erlaubnis zu heiraten. Später wurden Albert und Mimi zu Generalstatthaltern der österreichischen Niederlande bestellt, mussten jedoch nach der Besetzung des Landes durch die Franzosen wieder nach Wien zurückkehren.

Albert war den Künsten leidenschaftlich verfallen. Gemeinsam mit seiner Frau gründete er die Albertina in Wien, die noch heute eine der größten Grafik- und Kunstsammlungen der Welt beherbergt.

1805 unterstützte Albert die Fertigstellung der neuen Wiener Wasserleitung (Albertinische Wasserleitung), die später für ihre ausgezeichnete Wasserqualität, mit der sie die westlichen Vororte Wiens versorgte, berühmt wurde.

 

Maria Caroline 1752-1814

Maria Caroline (Charlotte) heiratete im Jahre 1768 König Ferdinand IV. von Neapel und hatte großen Einfluss auf ihren Ehemann. 1777, nach der Geburt eines männlichen Thronerben, erhielt Maria Caroline das Recht, Mitglied des Staatsrates zu werden.

1793 schloss sich Neapel der österreichisch-englischen Koalition gegen die Französische Revolution an und deshalb fielen die Franzosen 1798 in Neapel ein und bildeten die Parthenopäische Republik. Ferdinand und Caroline flohen nach Sizilien und kehrten erst wieder 1799, nach der Niederschlagung der Republik, nach Neapel zurück.

1806 nahm Napoleon Neapel ein und zwang die königliche Familie auf Sizilien Schutz zu suchen. Ferdinand wurde des weiteren gezwungen seinen Sohn Franz zum Regenten zu ernennen und Sizilien eine Verfassung zu geben.

1813 kehrte Maria Caroline nach Wien zurück und starb kurz bevor der Wiener Kongress (1814-15) beschloss, das Königreich an ihren Mann zurückzugeben.

Ferdinand kehrte als König des neu gegründeten Vereinigten Königreiches Beider Sizilien nach Neapel zurück.

 

Marie Antoinette 1755-1793

Erzherzogin Marie Antoinette, Maria Theresias jüngste Tochter, wurde am 2. November 1755 in Wien geboren. 1770 heiratete sie den Dauphin (den Kronprinzen) von Frankreich. Vier Jahre später, als ihr Mann als König Ludwig XVI. (Haus von Bourbon) gekrönt wurde, wurde sie Königin von Frankreich. Antoinette und Ludwig wurden mit den politischen und sozialen Veränderungen des 18. Jahrhunderts konfrontiert.

Als Ergebnis der wachsenden Finanzkrise verringerte die königliche Familie die Anzahl der Mitglieder ihres Haushalts, wobei nun viele unnötige Posten, die sich auf Privilegien stützten, wegfielen. Auf diese Weise beleidigte Marie Antoinette viele Adelige und erntete dafür ihre Kritik, was sich in einer großen Zahl an Skandalgeschichten über „l´Autrichienne“ (die Österreicherin), die von Mitgliedern des Königshofes verbreitet wurden, niederschlug.

Es war der Adel, der sich gegen die Finanzreformen stellte, und nicht der König und die Königin, welche die Veränderungen unterstützten.

1789 erzwang sich eine Horde von Revolutionären (FischweiberzugZugang zum Schloss Versailles und forderte, dass die königliche Familie in den Tuilerien-Palast in Paris gebracht werden sollte. Der König und seine Frau waren danach de facto Gefangene und Marie Antoinette ersuchte viele europäische Regenten um Hilfe, einschließlich ihres Bruders, des österreichischen Kaisers, Joseph II. und ihrer Schwester Maria Caroline, der Königin von Neapel.

Die königliche Familie versuchte 1791 zu fliehen, wurde aber erkannt und nach Paris zurückgebracht. Österreich und Preußen erklärten Frankreich den Krieg und man beschuldigte Marie Antoinette, militärische Geheimnisse an den Feind weitergegeben zu haben. 1792 wurde die königliche Familie des Hochverrats angeklagt und eingekerkert.

Am 21. Jänner 1793 wurde Ludwig XVI. des Verrats für schuldig befunden und auf der Guillotine exekutiert. Marie Antoinette musste während ihrer letzen Tage in Gefangenschaft viel erleiden. Die Revolutionäre nahmen ihr die Kinder weg, und ihre beste Freundin, die Fürstin von Lamballe, wurde exekutiert und ihr abgetrennter Kopf auf einer Stange vor dem Zellenfenster der Königin zur Schau gestellt.

Marie Antoinette folgte am 16. Oktober 1793 ihrem Mann auf die Guillotine.

 

Raum 13a

Das Frühstückszimmer

Das kleine Frühstückszimmer ist mit Applikationsarbeiten dekoriert, welche von Maria Theresias Mutter, Elisabeth Christina, im 18. Jahrhundert hergestellt wurden.
Diese schönen Näharbeiten wurden aus Kleidungsresten und Materialien, die von der kaiserlichen Familie im 18. Jahrhundert verwendet wurden, angefertigt. Kleine Stoffreste wurden zusammengenäht (Applikationen), um die beeindruckenden Blumenbouquets zu gestalten.

 

Raum 14

Der Gelbe Salon

Die Pastellbilder zeigen Kinder aus dem 18. Jahrhundert und nicht Mitglieder der Kaiserfamilie. Sie bilden einen deutlichen Kontrast zu den typischen Hofporträts der Kinder Maria Theresias, gemalt von Martin van Meytens, welche im nächsten Raum zu sehen sind.
Die reich verzierten Uhren in Schönbrunn zeigen die künstlerische Qualität der Arbeiten des 18. und 19. Jahrhunderts.
Die Uhr im Gelben Salon wurde in Frankreich (Ridel, Paris) hergestellt und zeigt Uhrzeit, Tag, Datum und Mondphase an.

 

Raum 15

Das Balkonzimmer

Die Bilder zeigen einige von Maria Theresias 16 Kinder (Schule von van Meytens)

 

Raum 16

Der Spiegelsaal

Die nun folgenden Räume in der Mitte des Schlosses waren die Empfangsräume, welche allein der Unterhaltung dienten. Alle Empfangsräume befinden sich parallel zueinander und haben viele Verbindungstüren, aber es gibt in diesem Teil des Schlosses keine Räume oder Gänge für die Dienerschaft.
Wolfgang Amadeus Mozart gab im Jahr 1762, im Alter von sechs Jahren, im Spiegelsaal von Schönbrunn sein erstes Konzert für die kaiserliche Familie.

 

Wolfgang Amadeus Mozart

Wolfgang Amadeus Mozart wurde am 27. Jänner 1756 als Sohn des Kapellmeisters Leopold Mozart in Salzburg geboren.

Mit fünf Jahren begann der kleine Bub bereits zu komponieren. Im Jahre 1762 gab er zusammen mit seiner Schwester Nannerl vor der kaiserlichen Familie eines seiner ersten Konzerte. Sein Vater Leopold ermutigte seine Kinder ihre Talente zu zeigen und 1763 begab sich die Familie auf ihre erste Tournee.

Die Genialität Mozarts erstaunte die Zuhörer und er wurde eingeladen, vor den königlichen Familien in Paris und London zu spielen. Während der folgenden Jahre reiste die Familie Mozart nach Wien, Mailand und München und machte immer wieder Station in Salzburg. 1777 wurde Mozart nach München geschickt und reiste später nach Mannheim weiter, wo er sich in Aloysia Weber verliebte. Sein Vater Leopold wollte ihn nach Paris schicken, aber die Aussichten auf Erfolg waren sehr schlecht, woraufhin er sich entschloss, seinen Sohn wieder nach Hause zu holen.

Nach einem kurzen Aufenthalt in München hoffte Mozart am Kaiserlichen Hof in Wien eine Anstellung zu bekommen, musste sich jedoch mit Unterricht, Komponieren und der Publikation seiner Arbeiten zufrieden geben, um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können.

1782 heiratete Mozart Constanze Weber, Aloysias jüngere Schwester.

1787 bekam er die Stelle des Kammermusicus, welche ihm eigentlich ein ausreichendes Einkommen beschert hätte. Seine hohen Ausgaben führten jedoch zu finanziellen Problemen, was Mozart dazu zwang, Geld zu borgen. Mozart konnte durch die Veröffentlichung seiner Arbeiten und seine Klavierabende seinen Ruf verbessern.

Zwischen 1782 und 1786 schrieb er viele seiner Klavierkonzerte. 1786 schrieb er „Die Hochzeit des Figaro“ (Le nozze di Figaro) und 1787 „Don Giovanni“, gefolgt von „Cosi fan tutte“ und der „Zauberflöte“ 1791.

Kaiser Joseph II. kommentierte einmal:“… gewaltig viel Noten, lieber Mozart.“

Joseph Haydn betrachtete Mozart als den größten Komponisten überhaupt, der „Geschmack und , was noch wichtiger ist, das größte Wissen auf dem Gebiet der Komposition besäße“.

Mozart verbrachte den Rest seines Lebens in Wien, unternahm aber eine Anzahl von Reisen nach Salzburg, Prag und Berlin. Seit 1784 war Mozart Freimaurer, was in seinen letzten Lebensjahren seine Kompositionen beeinflusste.

Das berühmte Genie starb am 5. Dezember 1791 in Wien und wurde in einem ungekennzeichneten Grab am Friedhof St. Marx in Übereinstimmung mit den Bestattungsgesetzen des Reformers Joseph II.  in einem wiederverwendbaren Sarg  beigesetzt.

Sein letztes Werk, das „Requiem“, blieb unvollendet und wurde schließlich von seinem Schüler Franz Xaver Süßmayr fertig gestellt.

 

Raum 17, 18, 19

Die Rosa-Zimmer

Diese Räume sind nach einem österreichischen Landschaftsmaler namens Joseph Rosa benannt, der für die idealisierenden Gemälde verantwortlich zeigt, zu denen er auf seinen häufigen Reisen nach Italien und in die Schweiz inspiriert wurde.
· Das Gemälde in der Mitte zeigt Franz Stefan von Lothrigen

 

Maria Theresia

Maria Theresia, die Tochter Karls VI. und Elisabeth Christina von Braunschweig-Wolfenbüttel, ehelichte Franz Stephan von Lothringen im Jahre 1736. Das glücklich verheiratete Paar hatte 16 Kinder, elf Töchter und fünf Söhne. Franz Stephan wurde 1745 zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gewählt.

Maria Theresia trug die Titel der habsburgischen Kronländer und war Erzherzogin von Österreich. Als solche war sie für die innerhalb der habsburgischen Länder getroffenen Entscheidungen verantwortlich und führte das Kaiserreich zusammen mit ihren hervorragenden Beratern in eine unvergessene Ära, in der viele Reformen umgesetzt wurden.

Diese Neuerungen umfassten die Festsetzung eines höheren Bildungsstandards und die Zentralisierung der Administration sowie eine Reformierung der Judikatur und der Finanzen.

Ihr Arzt, van Swieten, reformierte die Universitäten, er führte Lehrbücher ein und vernetzte die medizinische Schule der Universität Wien mit dem neu etablierten öffentlichen Gesundheitssystem.

Die Mehrzahl der Kinder Maria Theresias ging politisch arrangierte Ehen nach dem Motto „Bella gerant alii, tu felix Austria, nube“ („Kriege mögen andere führen, du, glückliches Österreich, heirate“) ein und fügten sich in ihr Schicksal.

Der Tod von Franz Stephan von Lothringen war für seine Frau, Erzherzogin Maria Theresia, ein großer Schock und stürzte sie in eine lange Trauerphase, aus welcher sie jedoch mächtiger und gestärkter hervorging. Ihr ältester Sohn Joseph wurde 1765 zum Römischen Kaiser gewählt und wurde Mitregent der habsburgischen Kronländer.

Gegen Ende ihres Lebens war Maria Theresia ziemlich korpulent und gesundheitlich angeschlagen, weshalb sie immer mehr Zeit in ihrer Lieblingsresidenz, dem Schloss Schönbrunn verbrachte. Nach dem Tod Maria Theresias im Jahre 1780 regierte Joseph II. allein.

 

Raum 20

Das Laternenzimmer

Das Laternenzimmer war das „Entree“ zu den Empfangsräumen.

 

Raum 21

Die Große Galerie

1750 startete Maria Theresia eine neue Phase des Umbaus und beauftragte Nikolaus Pacassi mit der Durchführung.
Die Bauarbeiten beinhalteten die Dekoration der Zeremonien- und Empfangsräume und die beiden Galerien im Zentrum des Gebäudes wurden mit großartigen Stuckdekorationen und Fresken versehen.
Bei der Großen Galerie handelt es sich um den Ballsaal von Schönbrunn, der 43 Meter lang, 10 Meter breit und in etwa 10 Meter hoch ist.
Die Fresken stammen vom Italiener Gregorio Gulielmi (datiert 1761 - 1763).
Das erste Fresko (im Westen) zeigt die Zeit des Friedens und mit dem Frieden assoziierte Berufe, das nächste Fresko in der Mitte stellt die Kronländer des Habsburgerreiches dar und das letzte im Osten symbolisiert Österreich als Militärmacht .
Während des Zweiten Weltkrieges fielen mehr als 270 Bomben auf das Gelände von Schönbrunn. Das Schlosstheater wurde leicht beschädigt, ein Großteil des Kavaliertraktes zerstört, der linke Flügel der Gloriette weggerissen und auch der Zoo und die Nebengebäude trugen schwere Schäden davon.
Nur eine Bombe traf das Hauptgebäude, schlug durch zwei Stockwerke und riss unmittelbar neben der Ovalstiege ein großes Loch. Sie verfing sich zwischen dem Deckenfresko der Großen Galerie und dem Stockwerk darüber, ohne zu explodieren. Die Bombe zerstörte ironischerweise das einzige Fresko im Schloss Schönbrunn, welches Österreich als Militärmacht, wie es sich während des 18. Jahrhunderts zeigte, darstellt. Die Restaurierung des Freskos erfolgte 1947/48.
Die Große Galerie wurde während der vergangenen Jahrhunderte für tausende großartige Bälle, Bankette und Staatsempfänge genützt. Im Jahre 1961 war die Große Galerie der Ort, an welchem das Treffen von John F. Kennedy und Nikita Chruschtschow stattfand. Eines der denkwürdigsten Ereignisse der 1960er Jahre war der Empfang für Königin Elisabeth II. im Jahre 1969.
Zwischen den Jahren 2010 und 2012 wurde die Große Galerie vollkommen restauriert und so gestaltet, wie sie sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts präsentiert hatte. Das Management von Schönbrunn nützte die Gelegenheit, um die alten und bald verbotenen Glühbirnen durch moderne LED - Technologie zu ersetzen.

 

Der Wiener Kongress

Vertreter beinahe aller europäischen Großmächte nahmen am Wiener Kongress, der zwischen September 1814 und Juni 1815 stattfand, teil. Das Ziel der Verhandlungen war es, die politischen und territorialen Grenzen Europas nach den Napoleonischen Kriegen wiederherzustellen.

Im Februar 1815 floh Napoleon von der Insel Elba und schaffte es auf seinem Weg nach Paris, eine neue Armee aufzustellen. Der Wiener Kongress, geschockt über die Nachricht einer möglichen napoleonischen Gefahr für Europa, unterbrach die Verhandlungen.

Napoleon versuchte vergebens einen Frieden mit seinen Gegnern auszuhandeln und ergab sich ihnen nach seiner militärischen Niederlage bei der Schlacht von Waterloo im Juni 1815. Er wurde nach St. Helena ins Exil geschickt, wo er 1821 starb.

Nach Waterloo nahmen die europäischen Großmächte die unterbrochenen Verhandlungen in Wien wieder auf. Metternich, der österreichische Außenminister, war der Präsident des Kongresses und spielte bei den Gesprächen eine äußerst bedeutende Rolle.

Großbritannien, Russland, Preußen und Österreich waren übereingekommen, Frankreich, Spanien und die kleineren Mächte von einer Mitsprache bei den wichtigsten Entscheidungen auszuschließen.

Großbritannien wurde durch seinen Außenminister, Viscount Castelreagh und den Herzog von Wellington vertreten, Preußen durch Prinz Karl August von Hardenberg. Der französische Diplomat Talleyrand schaffte es, Frankreich doch eine gewisse Mitsprache zu ermöglichen.

Die bedeutendste Leistung des Wiener Kongresses bestand darin, dass das Gleichgewicht der Mächte innerhalb Europas korrigiert wurde, was einen 40-ährigen Frieden zur Folge hatte.

 

Raum 22

Die Kleine Galerie

Das Deckenfresko von Gregorio Guglielmi zeigt die Verbindung des Hauses Habsburg mit dem Heiligen Römischen Reich.
1854 begannen mit den Vorbereitungen für die Hochzeit von Franz Joseph mit Elisabeth ausgedehnte Restaurierungsarbeiten im Innenbereich Schönbrunns.
1869 wurde die marmorierte Stuckarbeit in der Kleinen Galerie durch eine Polierweißfassung und aufwändige Golddekorationen ersetzt, die im Jahre 2000 wieder restauriert wurden.

 

Thomas Alva Edison vs. Béla Egger

Die ersten Elektroinstallationen in Schönbrunn wurden im Jahr 1901 von der Firma Vereinigte Elektrizitäts AG - Wien durchgeführt. Diese Firma war im Besitz des Ungarn Béla Egger.

Während der letzten Jahre gab es Gerüchte, die besagten, dass Thomas Alva Edison an der ersten Elektroinstallation im Schloss mitgewirkt haben könnte.

Ich konnte keine Bestätigung für irgendeine Verbindung finden, außer der Tatsache, dass Béla Egger Edison kannte und zu dieser Zeit sicherlich Kontakt zu ihm hatte.

 

Raum 23

Das Runde Chinesische Kabinett

Das Runde Chinesische Kabinett diente während des Österreichischen Erbfolgekrieges und des Siebenjährigen Krieges für geheime Konferenzen zwischen Maria Theresia und ihrem Kanzler Kaunitz. Diese Konferenzen gaben diesem Zimmer seinen im 18. Jahrhundert gebräuchlichen Namen: „Konspirationszimmer“. Das Zimmer ist mit chinesischen sowie japanischen Lackarbeiten und chinesischen Vasen dekoriert. Außerdem hat es einen der ältesten Böden des Schlosses.

 

Raum 24

Das Ovale Chinesische Kabinett

Das Ovale Chinesische Kabinett entspricht in vielem dem Runden Chinesischen Kabinett, es ist auch mit chinesischen und japanischen Lackarbeiten ausgestattet. Die kleinen Vasen auf den Konsolen stammen aus Japan.
Einige der Zimmer auf der Südseite des Schlosses gehen auf die Zeit Maria Theresias zurück und zeigen die typische Rokokodekorationen mit asymmetrischem Design.

 

Raum 25

Das Karussellzimmer

Das Karussellzimmer erhielt seinen Namen nach dem großen Gemälde, welches ein Damenturnier (Karussell) in der Spanischen Hofreitschule zur Zeit Maria Theresias zeigt.
· Das Gemälde rechts zeigt die Gründung des höchsten zivilen Ordens, des St. Stephan-Ordens.
· Das Gemälde ganz rechts zeigt Maria Theresias ältesten Sohn Joseph II.
· Das Gemälde links zeigt Maria Theresias Vater Karl VI. (Karl III. von Spanien).

 

Die Spanische Hofreitschule

Erzherzog Maximilian (der Sohn Kaiser Ferdinands I). ließ 1562 in Kladrub, Böhmen (Tschechische Republik), ein Gestüt zur Kreuzung spanischer und arabischer Pferde errichten. Einige Jahre später wurde in der Hofburg in Wien vor der Stallburg eine Freiluftreitschule erbaut, und zwanzig Jahre später war der „Spanische Reithstall“, eine Reithalle aus Holz, in Verwendung.

Das Gestüt in Lipica (Lipizza) in Slowenien wurde 1580 von Erzherzog Karl gegründet. Die erste erwähnte Vorführung der Lipizzaner fand am 24. Jänner 1667 anlässlich der Hochzeit Leopolds I. mit der spanischen Infantin Margareta Theresia statt.

1681 beschloss Leopold I. eine neue Hallenreitschule, die so genannte Winterreitschule errichten zu lassen, aber im Jahre 1683 wurden die Bauarbeiten wegen des Krieges gegen die Osmanen abgebrochen. Während der Belagerung Wiens wurde die bereits fast fertig gestellte Reitschule stark beschädigt.

1729 wurde unter Karl VI. vom Hofarchitekten Joseph Emanuel Fischer von Erlach mit dem Wiederaufbau begonnen und 1735 das Gebäude in seiner heutigen Form vollendet. Das Gemälde in der Hofloge der Reithalle zeigt Karl VI., vor dem bis heute salutiert wird, wenn die Reiter in die Halle kommen.

Nach 1920 wurde ein Gestüt in Piber, in der Nähe von Graz, gegründet, um Lipizzaner für die Spanische Reitschule in Wien zu züchten.

Maria Theresia nützte die Winterreitschule für ihre Ritterspiele, wobei sie sich an den Damenturnieren, großartigen Hofbällen sowie Maskenspielen selbst aktiv beteiligte.

1939, ein Jahr nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, wurde Major Podhajsky zum Leiter der Hofreitschule ernannt.

1944 fielen die ersten Bomben in der Nähe der Ställe, und im Februar 1945 begann Major Podhajsky die Hengste nach St. Martin in Oberösterreich zu evakuieren.

Am 3. Mai 1945 wurde St. Martin von den Amerikanern besetzt und am 7. Mai fand vor dem amerikanischen General Patton eine Vorführung statt.

Podhajsky bat Patton um Unterstützung und Schutz für die Lipizzaner durch die amerikanischen Truppen. Im Februar 1946 wurden die Hengste nach Wels gebracht, wo sie bis 1955 blieben, bevor sie schließlich wieder nach Wien gebracht wurden.

1972 feierte die Spanische Hofreitschule ihr 400-jähriges Bestehen.

 

Karl VI.

Karl VI., Sohn Kaiser Leopolds I. und Bruder Josephs I., war auch Karl III. von Spanien. Nach dem Tod seines Bruders Joseph I. wurde Karl Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und erbte die habsburgischen Länder in Mitteleuropa. Karl VI. fühlte sich dem Lebensstil, den er in Spanien gepflogen hatte, sehr verbunden und führte das spanische Hofzeremoniell in Wien ein.

Das Habsburgerreich erreichte während der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts seine größte Ausdehnung, und die politischen Ereignisse in Spanien, Italien und Polen brachten die Spanischen Niederlande (Belgien) und die italienischen Provinzen Mailand, Mantua, Parma, Piacenza und die Toskana unter habsburgische Herrschaft.

 

Joseph II.

Joseph II. war der älteste Sohn von Maria Theresia und Franz Stephan von Lothringen.

Maria Theresia hatte zuvor bereits drei Töchter zur Welt gebracht, von denen zwei sehr früh gestorben waren. Die Geburt eines Sohnes und Thronfolgers wurde von der kaiserlichen Familie überschwänglich gefeiert.

1764 wurde Joseph zum König des Heiligen Römischen Reiches gewählt und trat 1765, nach dem plötzlichen Tod seines Vaters, automatisch dessen Nachfolge als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches an.

Maria Theresia jedoch blieb nach wie vor verantwortlich für Staatsgeschäfte und für die Angelegenheiten der habsburgischen Kronländer.

Seine erste Frau, Isabella von Parma, die er leidenschaftlich liebte, starb etwa drei Jahre nach der Hochzeit an Pocken. 1765 heiratete er Maria Josepha von Bayern. Dies war mehr eine politische Heirat. Maria Josepha starb im Jahre 1767 ebenfalls an Pocken.

Joseph war bis 1780 Mitregent seiner Mutter und konnte erst nach ihrem Tod den Großteil seiner Reformen umsetzen. Im Vergleich zu seiner Mutter war Joseph stärker ideologisch geprägt, weniger flexibel und oft weniger erfolgreich. Unter seiner Herrschaft entwickelte sich Wien von einer bloßen Residenz des Monarchen zur Hauptstadt des Reiches, die Mittelpunkt der Politik und der gesamten Verwaltung war.  Österreichs Finanzhaushalt war ausgeglichen und die Umstrukturierung der Armee sicherte Österreichs Position in Europa.

 

Raum 26

Zeremoniensaal

Die in diesem Zimmer befindlichen Gemälde stammen aus der Schule von Martin van Meytens und zeigen die fünf Tage dauernden Feierlichkeiten anlässlich der Vermählung von Maria Theresias ältestem Sohn Joseph II. mit Isabella von Parma.
Die Darstellungen der Hochzeit in chronologischer Reihenfolge:
Das große Gemälde in der Mitte zeigt die Hochzeitsprozession mit 95 Karossen in der Wiener Innenstadt. Die großartige Prozession zieht Richtung Augustinerstraße, die heute noch fast genauso aussieht.  
Die Künstler mussten alle Gebäude weglassen, damit der Betrachter einen ungetrübten Blick auf die Prozession hat.
- Die Hoftafel (Goldgedeck) in der Hofburg
- Die Trauung in der Augustinerkirche
- Das Souper (Silbergedeck) im Redoutensaal der Hofburg
- Das letzte Bild stellt die Serenade nach der Vermählung dar.
- Das Gemälde in der Mitte zeigt Maria Theresia.

 

Raum 27

Rössel Zimmer

Das österreichische Wort „Rössel“ bedeutet Pferd. Die Bilder der weltberühmten Lipizzanerpferde gaben dem Zimmer seinen Namen. Diese Pferde wurden in einem kleinen Ort namens Lipica in Slowenien gezüchtet. Die Fohlen werden dunkel geboren und werden innerhalb von etwa sechs Jahren weiß.
Die Gemälde stammen von Philipp Ferdinand de Hamilton und seinem Bruder Johann Georg de Hamilton.
Beide Maler waren Söhne des schottischen Malers James Hamilton. Sein dritter Sohn, Karl Wilhelm de Hamilton, wurde „Distel-Hamilton“ genannt. Die drei Hamilton-Söhne wurden in Brüssel geboren aber machten in Mitteleuropa Karriere und spezialisierten sich auf Tierzeichnungen und Stillleben.

 

Die Marschalltafel

Bei dieser Tafel handelt es sich um eine Rekonstruktion nach einer Lithographie aus dem Jahr 1862, die das Rösselzimmer als Speisezimmer zeigt, welches hochrangigen Offizieren diente.

Die geladenen Gäste des Kaisers speisten für gewöhnlich in einem solchen Zimmer, während der Kaiser selbst im Hauptspeisezimmer zusammen mit anderen Mitgliedern der kaiserlichen Familie dinierte.

 

Raum 28

Der Blaue chinesische Salon

Die Tapete in diesem Zimmer, handbemalt auf chinesischem Reispapier, stammt aus China. Das Reispapier wird auf Stoffe aufgezogen, bevor es gespannt und auf einen Holzrahmen montiert wird.
· Büste des letzten österreichischen Kaisers Karl I.
Karl war der Sohn von Erzherzog Otto sowie der Großneffe und Nachfolger von Kaiser Franz Joseph. Kaiser Karl I., legte sein Recht, an Staatsgeschäften beteiligt zu sein, am 11. November 1918 hier in diesem Raum zurück. Karl übergab die Regierungsgeschäfte an die Republik (Ausrufung der Ersten Republik Österreich am 12. November 1918), weigerte sich jedoch abzudanken und auf sein  Anrecht auf den Thron zu verzichten.
Die kaiserliche Familie verließ daraufhin Wien und zog nach Eckartsau in Niederösterreich, bis sie Österreich schließlich endgültig verließ, um ins Exil zu gehen. Karl starb nur vier Jahre später, im Jahr 1922, auf der portugiesischen Insel Madeira.
Seine Frau, Kaiserin Zita, starb 1989 im Alter von 97 Jahren.
Zita stand hinter dem habsburgischen Thronanspruch und durfte Österreich erst betreten, als der österreichische Bundeskanzler Bruno Kreisky 1982 das entsprechende Verbot aufhob.
Am 1. April 1989 bekam sie ein beinahe „kaiserliches“ Begräbnis in Wien und ist nun in der Gruft der Habsburger (Kaisergruft) beigesetzt. Karl liegt auf der portugiesischen Insel Madeira begraben.

 

1916—1918

Nach seiner Thronbesteigung 1916 suchte Karl rasch nach einer Möglichkeit einen Separatfrieden mit den Alliierten auszuhandeln, um so das Ende des Ersten Weltkrieges zu erzielen. Diese Bestrebungen führten allerdings zu einer Spannung zwischen Österreich und Deutschland.

Der neue Monarch befürchtete, dass die Zukunft Österreichs durch das Bündnis mit Deutschland unter einem schlechten Stern stehe und versuchte eine Friedensregelung mit den Alliierten zu erreichen, indem er seine Schwager von Bourbon-Parma als Boten einsetzte. Karl schickte, in dem Bestreben den Krieg zu beenden, Friedensangebote an George Clemenceau, den französischen Premierminister, aber Frankreich wies seine Pläne zurück.

Deutschland war besorgt und beschloss die Unternehmen des jungen österreichischen Kaisers zu beobachten. So war Österreich bis Kriegsende einer intensiven Überwachung durch Deutschland ausgesetzt.

Die Zukunft des Reiches und der Monarchie überhaupt wurde zunehmend vom Ausgang des Krieges abhängig.

Obwohl Russland seine Truppen im Osten zurückgezogen hatte, wurde es sehr schwierig, die Stabilität der deutschen Front im Westen zu halten. Nachdem die Vereinigten Staaten 1917 an der Seite der Alliierten in den Krieg eingetreten waren und die deutsche Offensive im Frühling 1918 zur Gänze fehlgeschlagen war, war Deutschland nicht länger in der Lage, den Krieg fortzusetzen.

Unmittelbar nach dem Zusammenbruch von Österreich-Ungarn 1918 begannen auch das Kaiserreich und die Monarchie selbst zusammenzubrechen.

 

Der Selige Karl

Im Oktober 2004 sprach Papst Johannes Paul II. den letzten Kaiser Österreich-Ungarns, Karl I., selig.

Die vatikanische Kongregation für die Heiligsprechung schreibt Karl ein Wunder im Zusammenhang mit einer brasilianischen Nonne zu, die nach vielen Jahren wieder gehen konnte, nachdem sie für seine Seligsprechung gebetet hatte. (Die Seligsprechung ist der, der Heiligsprechung vorangehende Schritt. Bevor die Entscheidung über eine Heiligsprechung gefällt werden kann, ist der Beweis eines weiteren Wunders zu erbringen).

 

Raum 29

Das Vieux-Laque-Zimmer (Das alte Lackzimmer)

· Das größte Gemälde zeigt Maria Theresias Mann Franz I., römisch-deutscher Kaiser von 1745 bis 1765.
· Das rechte Bild zeigt Maria Theresias älteste Söhne Joseph und Leopold.
· Das linke Bild zeigt Leopolds Frau Maria Ludovica von Spanien.
1736 heiratete Maria Theresia Franz Stephan von Lothringen. Die Franzosen lehnten eine Verbindung von Lothringen mit den habsburgischen Ländern ab und zwangen Franz Stephan sein Herzogtum gegen das Recht auf die Thronfolge im Großherzogtum Toskana einzutauschen.
Franz Stephan war ein Künstler im Umgang mit Geld und ein Mäzen der Künste. So war er beispielsweise der Gründer der botanischen Gärten und ebenso der Schönbrunner Menagerie, welche der älteste noch existierende Zoo der Welt ist und bis auf das Jahr 1752 zurückgeht.
Nach dem Tod ihres Mannes wandelte Maria Theresia Franz Stephans Arbeitszimmer in einen Gedenkraum an ihren geliebten Gatten um, welcher nun als Vieux-Laque-Zimmer bekannt ist. Der Boden ist einer der ältesten in Schönbrunn. Bei den schwarzen Lackarbeiten handelt es sich um chinesische Faltparavents, die nach Österreich gebracht, zugeschnitten und dann zur Dekoration von Räumen wie diesem verwendet wurden.

 

Raum 30

Das Napoleonzimmer

Einige von Maria Theresias Räumen erfuhren im 19. Jahrhundert umfassende Veränderungen, weshalb Zimmer wie Maria Theresias Schlafzimmer nur wenig Ähnlichkeit mit ihrem Aussehen im 18. Jahrhundert. aufweisen. Die Tapisserien aus dem 18. Jahrhundert stammen aus Flandern und kamen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus Anlass der Weltausstellung  im Jahre 1873 nach Schönbrunn.
Die größte Tapisserie zeigt einen Truppenrückzug während des Spanischen Erbfolgekrieges.
Dieses Zimmer wurde über die Jahrhunderte hinweg für viele Zwecke verwendet und ist heute als Napoleonzimmer bekannt. Napoleon besetzte Wien zweimal, einmal 1805 und dann wieder 1809. Beide Male diente Schönbrunn als sein Hauptquartier und er benützte diesen Raum  als sein Schlafzimmer.

 

Napoleon I.

Napoleon Bonaparte wurde am 15. August 1769 auf der Mittelmeerinsel Korsika geboren.

Seine mit Rücksichtslosigkeit gepaarte Fähigkeit als militärischer Befehlshaber brachte ihm den erstrebten Ruhm, um aus der Unbekanntheit bis zum französischen Kaiser Napoleon I. mit dem Status einer Legende aufzusteigen.

Napoleon, einer der größten Militärkommandanten seiner Zeit, behauptete, er hätte versucht, eine Föderation freier Völker in einem Europa unter einer Herrschaft zu schaffen, indem er alle Macht in seinen eigenen Händen vereinte.

Napoleon bildete fähige Regierungen, förderte Bildung, Wissenschaft, Literatur und die Künste, beseitigte den Feudalismus, gab Verfassungen und führte neue Gesetzgebungen ein. Ebenso zentralisierte er die Regierung Frankreichs, indem er Präfekten zur Verwaltung von so genannten Departements, in die Frankreich eingeteilt wurde, ernannte.

Eine seiner größten Leistungen war die Einbringung der französischen Gesetze in Kodizes. Diese neuen Kodizes beinhalteten einige der vom französischen Volk während der Französischen Revolution erlangten Freiheiten, wie etwa religiöse Toleranz und die Abschaffung der Leibeigenschaft. Der berühmteste Kodex, der Code Napoleon, bildet noch heute die Basis für das französische Bürgerliche Recht.

1814, nach der Schlacht von Waterloo und dem Fall Napoleons, wurde Frankreich wieder Monarchie.

Als Napoleon auf St. Helena gefangen gesetzt war, kehrte seine Frau Marie Louise nach Wien zurück und brachte Napoleons einzigen legitimen Sohn, den Herzog von Reichstadt und König von Rom, nach Schönbrunn mit.

 

Herzog von Reichstadt

Napoleons Sohn lebte zusammen mit der kaiserlichen Familie in deren Residenzen, bis er 1832 im Alter von 21 Jahren in diesem Zimmer an Tuberkulose starb.

1940 ließ Adolf Hitler die sterblichen Überreste des Herzogs von Reichstadt aus der Kapuzinergruft holen und nach Paris überführen.

 

Die Lerche des Herzogs

Die Lerche trägt unter ihrem Sockel eine handgeschriebene Widmung, welche besagt, dass sie das „Haustier“ des Herzogs von Reichstadt gewesen sei:
XII 1832. 12.
Lerche (Latein = Alauda cristata )
17 Jahre und 5 Monate alt geworden.
Anfänglich bei ………… Kronprinzen
…. bei ………... Reichstadt und von
Graf von Foresti dem Kabinett* übergeben
* Naturhistorisches Museum, Wien

Mein Kommentar:

Die flämischen Wandtapisserien, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach Schönbrunn gebracht wurden, verdecken die ursprüngliche Dekoration des Raumes.

2005 wurden Versuche unternommen, die ursprüngliche Dekoration des Napoleonzimmers aus dem frühen 19. Jahrhundert zu dokumentieren. Die originale „giftige“ Tapete jener Zeit wurde unter den Tapisserien gefunden, und unverzüglich wurden Forschungsarbeiten über die Möglichkeit, das Zimmer zu restaurieren, in die Wege geleitet.

Frühe gemusterte Tapeten enthalten bekannterweise das giftige Element Arsen. Solchen Tapeten ausgesetzt, liefen die Bewohner Gefahr, durch das Einatmen der schädlichen Dämpfe langsam vergiftet zu werden, besonders dann, wenn ihre Gemächer feucht waren. Eine Untersuchung der Haare Napoleons lässt die Vermutung zu, dass er während seines Exils an einer Arsenvergiftung gestorben sein könnte. Außerdem glaubt man, dass der Grund für die Arsenvergiftung die giftigen grünen Tapeten sein könnten, mit denen seine Räume auf St. Helena ausgestattet waren.

Diesbezüglich würde ich gerne anmerken, dass das Napoleonzimmer in Schönbrunn der Gesundheit von jemandem wie dem Herzog von Reichstadt, der diesen Raum bewohnte, nicht zuträglich gewesen sein könnte.

 

Die Kaisergruft

Die Kaisergruft in der Kapuzinerkirche liegt in der Wiener Innenstadt (Neuer Markt) und wurde 1618 von Anna, der Frau von Kaiser Matthias, gestiftet. Gemeinsam mit der Kaisergruft wurde ein Kapuzinerkloster innerhalb der Stadtmauern Wiens gegründet. Die Kapuzinermönche erhielten das Privileg die „Wächter der Gruft“ zu sein und haben diese Funktion bis heute inne.

Die Grundsteinlegung fand am 8. September 1622 statt. Kirche und Gruft wurden 1633 fertiggestellt und dienen nun der Mehrzahl der kaiserlichen Familie als letzte Ruhestätte.

Die Habsburger fanden ihre letzte Ruhestätte in drei verschiedenen Kirchen: Ihre Herzen befinden sich im „Herzgrüftl“ der Lorettokapelle in der Augustinerkirche, ihre Eingeweide liegen im Stephansdom und die Körper wurden einbalsamiert und dann in der Kapuzinergruft beigesetzt.

 

Raum 31

Das Porzellanzimmer

Das Porzellanzimmer ist eines der ältesten Zimmer des Gebäudes. Die dekorativen, aus Holz geschnitzten Ornamente an den Wänden sind zu den im Raum befindlichen Porzellangegenständen passend bemalt.
Der Kerzenleuchter, die Uhr und der Luster sind aus Porzellan.
Die aus dem Jahr 1763 stammenden Zeichnungen wurden von Mitgliedern der kaiserlichen Familie nach Originalen der berühmten Maler Boucher und Pillemont angefertigt.

 

Französische Inschrift aus dem Jahre 1763:

Chinesische Zeichnungen von Boucher und Pillemont,
kopiert
1763
von Seiner Majestät dem Kaiser
und den Erzherzöginnen und Erzherzogin Marie

 

Raum 32

Das Millionenzimmer (Feketinzimmer)

Dies ist das kostbarste Zimmer in Schönbrunn und wurde erstmals im Jahr 1767 erwähnt. Die Wände sind mit mittelamerikanischem Rosenholz (Ficatin) verkleidet. Die indo-persischen Mogulminiaturen gehen auf das 17. Jahrhundert zurück. Sie waren ursprünglich kleiner und der Form nach rechteckig, wurden später zugeschnitten, zusammengefügt, und in den Rokokorahmen eingepasst.
Während des Zweiten Weltkrieges wurden die wertvollsten Schätze aus Schönbrunn weggeschafft, um Kriegsschäden zu vermeiden. Das Millionenzimmer war einer jener Räume, die komplett demontiert wurden. Die gesamte Innenausstattung wurde nummeriert und in die Salzbergwerke von Oberösterreich gebracht, wo sie bis nach dem Krieg sicher verwahrt wurde.
Zwei Jahre dauerte die Wiederherstellung dieses Zimmers, alles wurde ähnlich einem Puzzle wieder zusammengesetzt.
Die Originalminiaturen wurden in den 1980er Jahren entfernt und durch Fotografien ersetzt. Die Originale wurden seither restauriert und werden unter speziellen klimatischen Bedingungen aufbewahrt, um weitere umweltbedingte Schäden zu verhindern.
2011 begann ein drei Jahre dauerndes Projekt intensiver Restaurierung des Millionenzimmers. Die verblassten Fotos, die über drei Jahrzehnte hinweg ihren Zweck erfüllt hatten, wurden entfernt. Im Jahre 2012 wurde der Plafond instand gesetzt und die filigrane, vergoldete Verzierung von den Wandverkleidungen genommen. Die Rosenholzvertäfelung wurde abmontiert und restauriert. In weiterer Folge werden  Kopien der erst kürzlich restaurierten Mogulminiaturen an Ort und Stelle eingepasst, bevor schlussendlich im Jahre 2013 die Verzierungen angebracht werden können.

 

Raum 32a

Das Miniaturen-Kabinett

Der kleine Raum rechts vom Millionenzimmer ist das so genannte Miniaturen-Kabinett. Es hat seinen Namen von den schönen Miniaturen, die von Mitgliedern der kaiserlichen Familie gezeichnet wurden und auf das 18. Jahrhundert zurückgehen.

 

Raum 33

Der Gobelinsaal

Franz Josephs Eltern,  Erzherzog Franz Karl und seine Frau Sophie, hatten diesen Raum als Salon benützt.
Aus Anlass der Weltausstellung 1873 wurde dieser Teil des Schlosses umgestaltet. Die flämischen Wandtapisserien aus dem 18. Jahrhundert stammen aus der kaiserlichen Sammlung. Sie wurden aus dem kaiserlichen Palast in Budapest gebracht und in den Rahmenkonstruktionen des Raumes befestigt. Die Motive auf den sechs Stühlen zeigen nicht nur die zwölf Tierkreiszeichen sondern auch symbolische Darstellungen der zwölf Monate des Jahres.
Zum Beispiel:
· Jänner - Eislaufen
· Februar – Fasching
· September – Apfelernte
· Oktober - Herstellung von Weinfässern

 

Raum 34

Das Schreibzimmer der Erzherzogin Sophie

Erzherzogin Sophie ist für ihren Einfluss während der schwierigen 1840er Jahre vor dem Beginn der Regierungszeit Franz Josephs bekannt. Sie unterstützte dessen Thronanspruch, da sie einen jungen Kaiser ihrem Ehemann Franz Karl als Thronfolger vorzog.

 

Erzherzogin Sophie

Sophie von Wittelsbach wurde am 27. Jänner 1805 in München geboren und war eine der fünf Töchter von König Maximilian Joseph von Bayern. Im November 1824 ehelichte sie Erzherzog Franz Karl von Habsburg. Sie gebar Franz Joseph (1830), Ferdinand Maximilian (1832), Karl Ludwig (1833), Marianne (1835) und Ludwig Viktor (1842).

Erzherzogin Sophie besaß eine dominierende Persönlichkeit. Sie war konservativ, übertrieben mütterlich, äußerst religiös und widmete ihr Leben der Zukunft ihrer Söhne, besonders der von Franz Joseph und Maximilian. Die Erzherzogin überwachte gewissenhaft die Erziehung ihrer Söhne und flößte ihnen Pflichtbewusstsein und Charakterstärke ein.

Die Revolution von 1848 veränderte dramatisch die politische Einstellung der kaiserlichen Familie, die nicht aufgrund von durch die Verfassung gegebenen Zugeständnissen gebunden sein wollte. Sophie trat als die stärkste Persönlichkeit in der Familie hervor und wurde als „der einzige Mann bei Hofe“ bezeichnet.

Der Kaiserhof floh im Oktober 1848 nach Olmütz und leitete Ferdinands Abdankung sowie Franz Josephs Thronbesteigung ein. Nach ihrer Rückkehr nach Wien stand Sophie als „First Lady“ dem Kaiserhof vor und begann Franz Josephs freigeistige Kusine und junge Frau, Elisabeth von Bayern, zu beherrschen.

Die beiden ersten Jahrzehnte von Franz Josephs Regentschaft waren für Sophie, die „graue Eminenz“, eine schreckliche Zeit, weil sie nicht nur im Jahre 1859 die habsburgischen Verluste in Italien, rasch gefolgt vom Krieg gegen Preußen und der Niederlage in der Schlacht von Königsgrätz 1866 sondern auch die Umwälzungen in Mexiko, welche 1867 zur Exekution ihres zweiten Sohnes Maximilian führten, hinnehmen musste.

 

Raum 35

Der Rote Salon

· Das erste Bild zeigt Leopold II. (reg. 1790 –1792).
Leopold II. nahm viele von seinem Bruder Joseph II. durchgeführte Reformen wieder zurück. Er gab der Kirche sowie der regionalen Verwaltung vieles ihrer alten Macht zurück. Leopold bestätigte außerdem Ungarns Recht, nicht der Zentralisierung des Reiches und der Regentschaft von Wien aus zu unterliegen, sondern von ihm selbst als König von Ungarn in Übereinstimmung mit Ungarns eigener Verwaltung und eigenen Gesetzen regiert zu werden.
· Das zweite Bild zeigt Kaiser Franz II./I., Napoleons Schwiegervater und Vater von Marie Louise.
Seine zweite Tochter Leopoldine heiratete den Kaiser von Brasilien. Sie sollte in der Unabhängigkeitsbewegung Brasiliens eine bedeutende Rolle spielen und wird heute als eine Nationalheldin betrachtet. 1806 war Franz II./I. durch die napoleonischen Kriege gezwungen, das Heilige Römische Reich aufzulösen und wurde nach der Schaffung eines österreichischen Kaiserreiches 1804 Franz I. von Österreich.
· Das dritte Bild zeigt Kaiser Ferdinand I.
· Auf dem letzten Bild ist Ferdinands Frau Maria Anna zu sehen.

 

Kaiser Ferdinand I. (reg. 1835 - 1848).

Kaiser Ferdinand wurde als wohlwollender Monarch betrachtet, der jedoch an epileptischen Anfällen litt, was dazu führte, dass der österreichische Kanzler (Metternich) der wichtigste politische Geist hinter den Kulissen wurde.

Metternich konnte die finanzielle Situation des Reiches stabilisieren, vernachlässigte jedoch gleichzeitig die anderen politischen Probleme im Reich. Die Unzufriedenheit in Ungarn, Italien und den slawischen Ländern führte zu weiteren Schwierigkeiten und ließ eine explosive Lage entstehen, die zur Revolution von 1848 führte.

 

Die Revolution

Die Regierung verlor die Kontrolle über die Ereignisse, die sich im März 1848 abspielten, und die Revolution begann sich in Österreich auszubreiten. Metternich musste abdanken und floh nach London. Zur selben Zeit bildeten in Deutschland deutsche Nationalisten und Liberale die Frankfurter Nationalversammlung und lösten den Deutschen Bund auf – ein Akt, der später den Weg zur deutschen Einheit ebnen sollte

Der Konflikt zwischen den verschiedenen nationalistischen und liberalen Ideologien wuchs.

Die Deutsch-Böhmen waren in der Frankfurter Nationalversammlung vertreten aber die tschechischen Nationalisten lehnten ihre Teilnahme ab und beschlossen ihre eigene Verfassung zu konzipieren, um die Einigung der Slawen im Habsburgerreich zu erreichen. Das war ein Versuch, Deutschland daran zu hindern, seinen Einfluss auf die slawischen Gebiete Zentral– und Südeuropas auszudehnen. 

Diese Bestrebungen führten gemeinsam mit den liberalen Reformen in Ungarn dazu, dass der österreichische Kaiser Ferdinand I. gezwungen war, eine verfassungsgebende Versammlung zuzulassen. Das erste Parlament in der österreichischen Geschichte wurde im Juli 1848 eröffnet und hielt seine Versammlungen in der Winterreitschule der Wiener Hofburg ab.

Die österreichische Armee unter General Windischgrätz und Generalfeldmarschall Jelacic stellte unter Verwendung militärischer Gewalt Recht und Ordnung in Wien und Prag wieder her während General Radetzky im August 1848 die Kontrolle über die Lombardei und Venetien zurückgewann.

Kaiser Ferdinand dankte im Dezember 1848 zugunsten seines Neffen, Franz Joseph, ab.

Franz Joseph, der schon von Kindesbeinen an von seiner Mutter auf seine zukünftige Rolle als Kaiser vorbereitet wurde, verbrachte die Sommer seiner Kindheit und Jugend in Schönbrunn. Nach 1848 sollte das Schloss die Lieblingsresidenz des Kaisers werden.

 

Raum 36

Das östliche Terrassenkabinett

Das östliche Terrassenkabinett wurde in den 1960ern renoviert. Darin befinden sich die Originalverzierungen, die bis auf das Jahr 1775 zurückgehen.
- Das Deckenfresko stammt von Johann Zagelmann.

 

Raum 37

Das Schlafzimmer – Reiches Zimmer

Hierbei handelt es sich ursprünglich um das Schlafzimmer des Erzherzogs Franz Karl und der Erzherzogin Sophie während des 19. Jahrhunderts. Kaiser Franz Joseph wurde am 18. August 1830 in diesem Zimmer geboren.
Das Schlafzimmer mit seinen goldbestickten Dekorationen und roten Samtbehängen, wie wir es heute sehen, das so genannte „Reiche Zimmer“ gehört zur Originalausstattung der Hofburg in Wien. Es geht auf das Jahr 1737 zurück und beinhaltet das einzige erhaltene Paradebett des Kaiserhofes.
Während des Zweiten Weltkrieges wurden einige der Räume in der Hofburg, wie dieses Zimmer, komplett ausgeräumt, alles verpackt und in den Kellern der Hauptresidenz verwahrt.
1979 wurden die zu Maria Theresias Schlafzimmer gehörenden Einrichtungsgegenstände restauriert und nach Schönbrunn gebracht, wo sie 1980 während der Maria Theresia Ausstellung (200. Todestag der Kaiserin) für die Öffentlichkeit zu sehen waren.
Nach der Ausstellung blieb die Ausstattung in diesem Raum und wurde von 1995 bis 1997 erneut komplett restauriert. In dieses Zimmer wurde daraufhin ein Klimatunnel eingebaut, um weitere Umweltschäden zu vermeiden.

 

Raum 38, 39

Das Schreibzimmer Erzherzog Franz Karls und Salon Franz Karl 

Diese beiden Räume waren Teil der von Erzherzog Franz Karl bewohnten Zimmerflucht während des 19. Jahrhunderts.
Die in diesen Räumen befindlichen Gemälde zeigen Mitglieder der kaiserlichen Familie, wie sie vom Hofmaler Martin van Meytens während des 18. Jahrhunderts gesehen wurden. Die einzige Ausnahme bildet dabei ein Gemälde, das Maria Theresias Gouvernante und Freundin, Gräfin Fuchs, zeigt. Sie ist auch die einzige Nicht-Habsburgerin, der das Privileg zuteil wurde, zusammen mit den Habsburgern in der Kaisergruft in Wien bestattet zu werden. Ein berühmtes Gemälde in diesem Raum zeigt Maria Theresia und Franz Stephan gemeinsam mit 11 ihrer 16 Kinder.