DEUTSCH Schönbrunn 1936 - 1955

 

Schönbrunn 1936 - 1955

 

1936

 

Schon 1936, während der Ersten Republik, war Schönbrunn in zwei Bereiche unterteilt. Das Areal hinter der Gloriette wurde als Baugrund für die „Dollfuß (Gedächtnis) Führerschule“ benützt und vom Rest Schönbrunns abgetrennt. Die österreichische Jugend, sowohl Mädchen als auch Burschen, sollte dort nach den Wünschen der autoritären Regierung der Ersten Republik erzogen und zu Jugendführern ausgebildet werden.
Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wurde die Kaserne Wien-Schönbrunn, später Fasangarten-Kaserne und heute als Maria-Theresien-Kaserne bekannt, fertiggestellt. Dies machte Schönbrunn zu einem legitimen Ziel alliierter Bomber.
 

1939

 
Nach dem Anschluss Österreichs an das Dritte Reich wurde Schönbrunn der neu geschaffenen zentralen „Verwaltung der Schlösser“  unterstellt.
1939, zu Beginn des Zweiten Weltkrieges, wurden die Nebengebäude des Schlosses (Hofküchentrakt, Stallungen) zur Lagerung von Getreide verwendet. Die Schauräume waren der Öffentlichkeit zugänglich, mit Ausnahme den Bürgern jüdischer Herkunft, denen selbst das Betreten des Schlossparks nicht erlaubt war.
Mit dem Fortschreiten des Krieges wurde es äußerst schwierig, das Schloss zu verwalten (Wehrpflicht). Gegen Ende 1943 waren Führungen auf Grund des Personalmangels nicht länger möglich.
Die wertvolle Ausstattung der Schauräume wurde 1943 entfernt und zum Schutz in den Kellern der Hofburg verstaut oder, wie viele andere Kunstwerke aus den Wiener Museen, in die Salzbergwerke bei Hallein und Altaussee - nach Salzburg, in die Steiermark bzw. nach Oberdonau (*) gebracht.
* Der Begriff Oberdonau wurde zu Zeiten der Ostmark (1938-1945) benützt und entspricht im Wesentlichen Oberösterreich.
Die kulturellen Höhepunkte während der Kriegsjahre waren die KdF-Konzerte (Kraft durch Freude), die im Ehrenhof und in den Gärten auf der Südseite des Schlosses gegeben wurden. Viele Veranstaltungen wie z.B. Bälle und Empfänge fanden in den Empfangsräumen und der Großen Galerie des Schlosses statt. Schönbrunn bildete auch die Kulisse für Filme wie „Tanz mit dem Kaiser“ und „Wiener Mädeln“.
Der Schönbrunner Tiergarten wurde stark in Mitleidenschaft gezogen, da für die Tiere nicht genügend Futter beschafft werden konnte. Außerdem war es nicht länger möglich, exotische Tiere aus Übersee einzuführen. Das und die Luftangriffe führten dazu, dass die Zahl der Tiere von 1938 bis 1945 enorm zurückging.
Gegen Ende des Jahres 1944 wurde Schönbrunn zum Ziel alliierter Bomber. Die Kleine Gloriette wurde beschädigt und mehrere Bomben zerstörten das Schwimmbad und andere Bauwerke in diesem Bereich des Parks.
 

1945

 
Im Februar 1945 wurde der Gardetrakt neben dem Haupteingang während eines solchen Angriffs zerstört. Das Hauptgebäude wurde ebenso getroffen. Glücklicherweise explodierte die Bombe nicht, schlug aber ein riesiges Loch von 25 Metern Durchmesser in die Mitte des Gebäudes neben der Ovalstiege und blieb zwischen dem Deckenfresko der Großen Galerie und dem darüber liegenden Stockwerk stecken.
Zwei Tage später hinterließ ein weiterer schwerer Luftangriff 269 Bombentrichter. Die meisten Bomben fielen in den Park und legten die Nebengebäude in Schutt und Asche. Der Kavaliertrakt, das Restaurant, die Ostseite der Gloriette, das große Palmenhaus sowie das Sonnenuhrhaus erlitten allesamt schwere Schäden. Der Tiergarten wurde ebenfalls getroffen aber glücklicherweise blieben die historischen Gebäude der alten „Menagerie“ zum größten Teil unversehrt. Während dieses Angriffs wurde auch das Schlosstheater leicht beschädigt.
Nachdem die Alliierten in Wien einmarschiert waren, übernahmen russische Truppen die Kontrolle über Schönbrunn und errichteten ihre Generalkommandantur in den Büros der Tiergartenverwaltung. Der russische Kommandant half die Schwierigkeiten des Tiergartens zu lösen, indem er für die wenigen noch vorhandenen Tiere das dringend benötigte Futter beschaffen ließ.
Wien war in fünf militärische Sektoren geteilt.
Die Innenstadt war der so genannte internationale Sektor, in welchem die Verwaltung jeden Monat von der einen auf die andere alliierte Macht überging.
Später, im September 1945, bezog die britische Generalkommandantur das Schloss und benützte den ersten Stock (die Empfangsräume) und andere Räumlichkeiten im Erdgeschoß sowie einige der Nebengebäude als ihr Hauptquartier. Der britische Generalstab sowie eine Abteilung der britischen Streitkräfte mussten untergebracht werden und deshalb erhielten einige der Schlossbewohner im Juli 1945 einen Räumungsbescheid.
Vor dem Hauptgebäude wurde auf dem damaligen Fußballplatz ein Flugfeld errichtet (APCOA Parkplatz).
Während der folgenden Jahre, als das Schloss von den britischen Streitkräften besetzt war, blieben die Schauräume und die Empfangsräume für die Allgemeinheit geschlossen.
Bald nach dem Krieg begannen die Reparaturarbeiten in Schönbrunn. Das Hauptgebäude wurde sofort wieder instand gesetzt, doch dauerte es bis in die 1950er Jahre, bis auch die Sanierung der Nebengebäude abgeschlossen war.
In den Jahren 1945-1975 wurde für die Restaurierung des Schlosses die riesige Summe von 400 Millionen Schilling ausgegeben. Die Verantwortung für Schloss Schönbrunn lag zu dieser Zeit beim Ministerium für Handel und Wiederaufbau.
 

1946

Die britische Militärparade (Tattoo) 1946 in Schönbrunn

 
Das Wort Tattoo hat seinen Ursprung in den holländischen Wörtern „Doe den taptoe“ („Dreh die Hähne zu“). Bei dem britischen Militärsignal „Tattoo“ handelte es sich ursprünglich um einen Trommelschlag, der jeden Tag spätabends die Soldaten rechtzeitig zum „Zapfenstreich“ und „Licht aus“ in die Kasernen zurückrief und das Zudrehen der Bierhähne in den Wirtshäusern befahl. Dies entwickelte sich langsam zu einer zeremoniellen Aufführung von Militärmusik durch Kapellen.
In den letzten Jahren wurden die Paraden besonders wegen Veranstaltungen, wie dem berühmten Edinburgh Military Tattoo bekannt, welches jedes Jahr auf der Burg Edinburgh abgehalten und von etwa 200.000 Menschen besucht wird.
Die britische Armee hat schon immer solche Musikparaden abgehalten, und zwar für gewöhnlich in London, wo man auftreten, sein Können zur Schau stellen und große Zuschauermengen anziehen konnte.
Das Parade hat sich über die Jahrhunderte hinweg von den Fyffes and Drums zu Zeiten Oliver Cromwells bis zu den Militärkapellen, besonders der Brigade of Guards, welche auf der ganzen Welt auftreten, gewandelt.
Im Jahr 1946 fand im Blumenparterre von Schloss Schönbrunn eine britische Wohltätigkeitsparade statt. Dieses so genannte „Searchlight Military Tattoo“ fand seinen Höhepunkt in einem großen Feuerwerk.
Die Einnahmen von mehr als 400.000 Schilling wurden dem Wiener Bürgermeister Theodor Körner überreicht. Mit diesem Geld konnte die Stadt Wien 2.400 Kindern einen sechswöchigen Aufenthalt in einem Ferienort finanzieren.
In den folgenden Jahren hielten die Briten immer wieder ähnliche Veranstaltungen zugunsten von Kindern ab.
 

1948

 
1948 wurde das britische Hauptquartier in einen Militärstützpunkt (Fasangarten-Kaserne) hinter der Gloriette verlegt, der von den britischen Streitkräften bereits seit 1945 benutzt wurde. Das Schloss selbst wurde der Österreichischen Bundesregierung zurückgegeben, doch die britische Telefonzentrale blieb bis in die 1950er Jahre dort.
Die Schauräume des Schlosses Schönbrunn wurden am 4. September 1948 wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
 

1955

 
Nach der Unterzeichnung des Staatsvertrages im Schloss Belvedere am 15. Mai 1955 war das Schloss Schönbrunn der Ort für einen der wichtigsten Regierungsempfänge jener Zeit.
Die vier Außenminister der Besatzungsmächte Wjatscheslaw Molotow, Harold Macmillan, John Foster Dulles und Antoine Pinay trafen gemeinsam mit ihren Delegationen und führenden Politikern jener Zeit die Vertreter der österreichischen  Bundesregierung und Bundespräsident Dr. Theodor Körner.
Der Zeremoniensaal stand den wichtigsten Gästen (80 V.I.P.‘s) zur Verfügung, die Empfangsräume waren für die anderen 1.200 geladenen Gäste reserviert.
So wie bei allen in den folgenden Jahren stattfindenden Empfängen, waren der Neptunbrunnen und die Gloriette beleuchtet.
Bei solchen Veranstaltungen wurde der Ehrenhof bis in die 1980er Jahre als Parkplatz für mehr als 300 Autos verwendet.